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2013 Marokko

 

Im Dezember 2012 bin ich an einer kleinen Anzeige im Internet hängengeblieben: Ein Wohnmobil-Ehepaar suchte interessierte Wohnmobilisten für eine gemeinsame 2-monatige Marokkoreise im Frühjahr 2013. Schnell war der Kontakt hergestellt und dann entwickelte sich eine unglaubliche Dynamik. Per Telefon, Skype und mail wurde kommuniziert, die Eckdaten wurden besprochen, die Fähre gebucht. Unsere kleine Marokko-Gruppe besteht nun aus 6 Wohnmobilen. 5 Ehepaare und ich als Alleinreisende. Der Älteste ist 74 Jahre alt, ich bin mit 64 Jahren die Jüngste.

 

Samstag, 23.03.2013

In einer Woche soll es losgehen. Die  Temperatur beträgt heute morgen innen im Womo - 8 °. Leider funktioniert das Gas nicht. Ob man mir eine defekte Gasflasche verkauft hat? Hoffentlich ist es kein größeres Problem. Außerdem leuchtet die Warnlampe für die Beleuchtung auf. Manchmal. Vorbereiten und Packen lässt sich wenig, denn ob einmal zum Klotz gefrorene Konserven oder Seifenartikel hinterher noch so richtig gut sind, wage ich zu bezweifeln. So stapeln sich Zuhause Klamotten, Getränke, Medikamente etc.

Die Gasflasche ist getauscht, die Heizung funktioniert wieder! Mein netter Kfz- Meister hat die Beleuchtung durchgeprüft und mich mit einem Satz Ersatzbirnen ausgestattet. Die Wetteraussichten bleiben leider frostig. Doch: Frühling,  ich komme!

30.03.2013 Ostersamstag

 

Start um 10 Uhr . Väterchen und Birte winken mir nach. Kaum auf der Autobahn gerate ich in Schneetreiben, doch die Straßen bleiben frei und wegen des ungemütlichen Wetters ist erstaunlich wenig Osterverkehr auf den Straßen. Gegen 17 Uhr bin ich in Dittigheim bei Ulrike und Bodo. Swantje und Andreas sind auch gekommen und wir verleben einen gemütlichen Abend und verklönen die Nacht.

 

31.03.2013 Ostersonntag

 

Der Tag beginnt mit einem gemütlichen Brunch bei Karena. Weiterfahrt nach Teningen, wo ich das erste Womo treffe.

 

01.04.2013 Ostermontag

 

Dieser Tag läuft total schräg. Als Erstes werde ich heute Morgen von U. in den April geschickt und falle promt darauf herein, als er bemerkt, dass mein Hinterreifen Luft verloren hat. Dann ist über Nacht wegen Frost das ganze Wasser aus dem Womo gelaufen. Doch das Nervigste erwartet mich am Nachmittag.

 

Gegen 8:30 starten wir und treffen knapp 2 Stunden später auf einem Parkplatz in Frankreich das 2. Womo. Das Kolonnefahren klappt prima und wir beschliessen über Lyon hinaus zu fahren und suchen uns dort einen Stellplatz aus. Als wir – schon von der Autobahn abgefahren – unseren Stellplatz anpeilen, kommt eine Unterführung mit 3,20 m Höhe. Zu knapp für mich und ich weiche sofort nach rechts aus. Die anderen Womos fahren durch und sind kurz darauf am Stellplatz. Ich versuche einen anderen Weg zu finden und lande an einer zu unterfahrenden Brücke – ebenfalls 3,20 m Höhe. Ich versuche, den Ort weiträumig zu umfahren und lande in der Pampa. Schlussendlich versuche ich doch die Unterführung, werde von einem Passanten durchgewunken und schramme glücklicherweise nirgends an. Doch wie sich dann noch herausstellt, führt mich meine eingespeicherte Adresse zu einer Kirchstraße in einem anderen Ort. Endlich – es kommt mir vor wie Stunden - lande auch ich auf dem Stellplatz. Dieser 1. April war wirklich ein total verrückter.

 

02.04.2013

 

Unsere Fahrt gen Süden endet in Marseillan in der Nähe von Seté. Auf einem städtischen Womo-Platz machen wir Quartier für die Nacht. Wir machen einen langen Strandspaziergang . Es ist sonnig und windig und angenehme 15 °  warm.  Der Strand ist feinsandig und endlos lang. Wir finden viele wunderschöne Muscheln.

 

03.04.2013

 

Obwohl die Abfahrt der Fähre von 15 Uhr auf 21 Uhr verschoben wurde ( wir wurden per SMS benachrichtigt) machen wir uns zeitig auf den Weg nach Seté. Die Womos stellen wir vor der Fähre in die Warteschlange und erkunden das reizende Städtchen. Doch die Wartezeit wird endlos lang. Mit uns warten überwiegend Marokkaner mit abenteuerlich überladenen Fahrzeugen. Doch wir knüpfen nette Kontakte mit unseren Nachbarn und besonders Issam, ein perfekt hochdeutsch sprechender Marokkaner, wächst uns ans Herz und wird uns während der Überfahrt begleiten. An Bord beziehe ich meine Einzelkabine mit Nasszelle und Panoramafenster. Mit einem Rotwein lassen wir den Tag ausklingen.

 

04.04.2013

 

Das Schiff ist fest in marokkanischer Hand. In sämtlichen Aufenthaltsräumen geht es hoch und temperamentvoll her. Marokkaner sind sehr kommunikativ und sehr laut und sehr sehr freundlich. Leider ist es recht kühl und windig, so dass es sich an Deck nur kurze Zeit aushalten lässt. Am Nachmittag erledigen wir unsere Meldepflicht- und Zollformalitäten. Jeweils  1 ½ Stunden müssen wir uns in eine endlos scheinende Schlange einreihen, bis die Einreiseformalitäten erledigt sind. An diesem Abend müssen wir unsere Uhren 2 Stunden vorstellen.

 

05.04.2013

 

Leider schlafe ich in dieser Nacht kaum. Gegen 8 Uhr marokkanischer Zeit sollen wir in Tander Med landen. Wann muss ich denn dann den Wecker stellen, wenn ich die Uhr noch 2 Stunden vorstellen muss? Je näher wir der marokkanischen Küste kommen, desto mehr regnet es. Das hatten wir uns so nicht vorgestellt. Endlich gelandet reihen wir uns in die Fahrzeugschlange vor der Zollabfertigung ein. Uns werden die auf der Fähre ausgefertigten Wagenpapiere abgenommen und wir warten. An uns vorbei werden die Fahrzeuge abgefertigt und wir warten. Als auch die hinter uns stehenden Fahrzeuge abgefertigt werden und fahren können und wir immer noch warten, werden wir endlich misstrauisch: Wir müssen erst noch zur Polizei gehen. Wieso sagt uns das keiner und außerdem waren wir auf der Fähre doch schon bei der Polizei. Nun ja, andere Länder, andere Sitten. Endlich –mit 2-stündiger Verspätung – lassen auch wir das Hafengelände hinter uns. In Marokko regnet es immer noch. Die Straßen sind übersät von tiefen,  mit Wasser gefüllten Schlaglöchern und wir müssen bei dem herrschenden Nebel und dem Regen sehr! aufpassen. Eines der Womos braucht dringend Sprit und hält irgendwann verzweifelt an, weil das Infosystem mitteilt, dass der Sprit noch für 14 km langt. Weit und breit ist keine Trankstelle in Sicht. Im nächsten Ort fragen wir am Straßenrand, doch die Auskünfte sind nicht sehr präzise und viel Raum für Experimente bleibt nicht. Als nächstes fragen wir einen Taxifahrer und der weist uns als Guide den Weg zur nächsten Tankstelle. Wir hätten ihn gerne für seine Freundlichkeit entlohnt, doch  kurz vor Erreichen des Ziels entschwindet er lächelnd und winkend.

 

Mit vollen Tanks machen wir uns auf die Weiterfahrt nach Martil, unserem vereinbarten Treffpunkt mit dem Rest der Truppe und werden bei Ankunft herzlich begrüßt von Werner und Christa, Günter und Christina, Reiner und Monika. Wir machen einen ersten Bummel in die Stadt und wollen gerne Internet-Sticks und Prepaid-Telefonkarten kaufen, doch heute ist Freitag und somit Feiertag mit sehr reduzierten Öffnungszeiten. Die Luft ist angenehm warm und der Regen hat aufgehört.

 

Der Tag klingt mit einem gemütlichen Abend im Womo von Werner und Christa und diversen Sorten Rotwein aus.

 

06.04.2013

 

Heute steht Tetouan auf dem Programm. Diese Stadt wird wegen der vielen weißen Häuser auch als Andalusierin oder „Granadas Tochter“ bezeichnet und die Medina  wurde von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt.

 

Wir lassen unsere Womos auf dem C-Platz in Martil stehen und fahren per Bus in die ca. 10 km entfernte Stadt. Die Fahrt kostet 35 Dirham = ca. 35 Cent. Kaum sind wir ausgestiegen und nähern uns den Souks, läuft uns Mohammed über den Weg. Mohammed hat dem ersten Teil der Gruppe bei den Abfertigungsformalitäten in Tanger Med geholfen. Schnell engagieren wir ihn als guide und lassen uns von ihm durch die Souks führen, die zu den schönsten in Marokko zählen und die uns verzaubern mit ihren verwinkelten Gassen, den vielen Menschen, die in Kaftanen oder Dschellabahs durch die Gänge eilen und den vielen Kostbarkeiten: Gewürze, Backwaren, Schuhe, prächtige Kleider, Metallwaren, Haushaltsgegenstände …… Mohammed führt uns auch zu einer Berber-Kooperative, die – natürlich – Teppiche verkauft. Uns wird ein wunderbarer Pfefferminztee mit vielen frischen Pfefferminzblättern serviert, der köstlich schmeckt und wir haben von der hauseigenen Dachterrasse einen phantastischen Ausblick über die Dächer Tetouans. Neben den Teppichen führt man uns Decken in wunderschönen Farben vor. Doch schwach werde ich erst, als ich eine alte silberfarbene Teekanne entdecke und 2 alte mit Metall eingefasste Trinkgläser.  Für die 2 Taxis, die uns nachhause bringen, müssen wir dann pro Person noch einmal 12 Dirham bezahlen.

 

In Martil machen wir uns am späten Nachmittag noch einmal auf den Weg zum Teleshop, um unser Handyproblem zu lösen und Internet-Sticks zu kaufen. Die Sache mit den Handys konnten wir spanisch radebrechend lösen - wir hatten falsche Vorwahlnummern gespeichert - und die Internet-Sticks haben wir auch erhalten – für 250 Dirham. Doch leider haben wir es alle nicht geschafft, die Sticks zum Laufen zu bringen. Wir brauchen eine APN-Nummer und die konnten wir aus der arabisch/französischen Beschreibung nicht rausfinden.

 

07.04.2013

 

Ich befinde mich in einer Gruppe von Bettflüchtern. Schon um 8:45 Uhr sind wir abfahrbereit, nachdem ich schon geduscht und Haare gewaschen, gefrühstückt und die Womo- Ver- und Entsorgung gemacht habe. Unser heutiges Tagesziel heißt Chefchaouen und ist nur ca. 75 km von Martil entfernt. Die Fahrt führt durch grünes, nein quietschgrünes Bergland des Rifgebirges. Unterwegs machen wir einen Stopp an einem Viehmarkt und treffen gegen Mittag auf unserem C-Platz Azine ein. Am Nachmittag machen wir uns zu Fuß auf den Weg in die Innenstadt von Chefchaouen. Sie gilt als heilige Stadt, liegt hoch in den Bergen und zeichnet sich aus durch ihre vielen blau gestrichenen Häuser, die der Medina ein außergewöhnliches Licht verleihen. Nach einem ausführlichen Bummel durch die vielen Gassen der Medina beschliessen wir den Nachmittag mit einem leckeren Menü in einem der traditionellen Restaurants.

 

08.04.2013

 

Heute haben wir eine lange Fahrtstrecke. Für die 180 km bis nach Meknes brauchen wir ca. 5 Stunden. Die Fahrer können kaum den Blick von der Straße wenden, denn immer wieder gibt es tiefe Schlaglöcher. Dabei ist die Strecke wunderschön: grünes Bergland und die Wiesen übersät von Blumen. Wilde Calendula zaubern orangefarbene Flecken ins Gras. Kurz vor Erreichen unseres Zwischenziels Volubilis bescheren uns unsere Navis noch eine abenteuerliche Fahrt auf Wegen, die kaum als Straßen zu bezeichnen sind.

 

Volubilis ist eine sehr gut erhaltene römische Siedlung und zählt zu den schönsten archäologischen Stätten Marokkos. Der Himmel ist strahlend blau und die Sonne scheint, die Temperaturen sind sommerlich und so lassen wir uns bei einem Rundgang von der Atmosphäre dieser riesigen Anlage verzaubern.

 

Bis zu unserem C-Platz Belle Vue sind es nur noch wenige km. Heute gibt es den ersten Gruppenknartsch. So richtig haben wir uns noch nicht als Gruppe zusammengefunden.

 

09.04.2013

 

Pünktlich um 9:30 Uhr stehen die bestellten Taxis vor dem Tor des Campingplatzes und bringen uns nach Meknes zum  Bab Mansour, dem größten und schönsten Tor Marokkos. Zu seinem Bau hat Moulay Ismail, der brutalste Herrscher von Marokko ( 1672 – 1727) Marmorsäulen aus der Römersiedlung Volubilis verwenden lassen. Über den großen Platz el-Hedim schlendere ich weiter  durch die Souks. Später lasse ich mich von einer Kutsche durch die alte Sultansstadt fahren und besichtige den mächtigen Gebäudekomplex Dar el-Ma, in dessen riesigen Gewölben Heu und Getreide für die 12.000 Pferde Moulay Ismails gespeichert wurde.

 

In den Markthallen versorgen wir uns alle mit Fleisch und Gemüse und zuhause auf unserem schönen Belle Vue werden die Tische zusammengerückt und die Grills angeschmissen.

 

10.04.2013

 

Als erstes Ziel ist der Marjane Supermarkt einprogrammiert. Es ist der erste Supermarkt auf unserem Weg und die erste Möglichkeit Wein einzukaufen. Die Programmierung nach Koordinaten klappt einwandfrei. Danach geht’s zum Diamant Vert Campingplatz bei Fes und dann ist Relaxen und Wäschewaschen angesagt. Christa kocht für alle Frauen Spagetti Bolognese und Rainer macht für die Männer Fischpfanne. Anschliessend gucken die Männer Fussball und wir Frauen machen uns in Christinas Womo einen gemütlichen Abend.

 

11.04.2013

 

Fes. An der Bushaltestelle spricht uns Aziz an und bietet sich für 320 Dirham als Führer an. Fes hat ca. 1.000.000 Einwohner und ist die älteste der 4 Königsstädte mit vielen Moscheen und Medresen und Palästen und einer eindrucksvollen Stadtmauer. Zur Zeit ist der König, Mohammed der VI., in der Stadt. Er ist ein moderner Herrscher, der vorsichtig versucht, sein Land zu modernisieren. Zusammen mit Aziz laufen wir viele Stunden durch den Souk, besichtigen 2 wunderschöne Riads (Gästehäuser), eine Weberei und als Höhepunkt das Gerberviertel.

 

Am Abend wollen wir endlich unser Internetproblem lösen und lassen uns zu dritt von Aziz in die Neustadt zu einem Internetshop fahren. Hier nehmen sich 3 junge Leute unserer Probleme an, doch ich bin bald ziemlich genervt, als mein Betreuer anfängt meine Virenschutz- und Firewall-Programme zu deinstallieren. Lieber nehme ich in Kauf, 6 Wochen in Marokko ohne Internet zu sein, als einen ungeschützten PC zu haben. Unverrichteter Dinge fahren wir wieder zum C-Platz.

 

12.04.2013         

 

Auf der Fahrt nach Midelt ändert sich die Vegetation. Zunächst ist die Landschaft noch grün, doch je weiter wir nach Süden kommen, desto karger wird es. 20 km vor Midelt finden wir einen schönen C-Platz. In dem angeschlossenen Restaurant gibt es Wi-Fi und erstmalig in Marokko komme ich ins Internet!

 

13.04.2013         

 

In Rich treffen wir Thomas Friedrich. Er ist Agrar-Ökonom und lebt seit vielen Jahren in Marokko. Nahe dem kleinen Örtchen Ait Quazzag hat er eine Olivenbaumplantage aufgebaut. Außerdem produziert er Honig. Sein Farm-Verwalter Ali lebt mit seiner Frau und Schwiegermutter und sieben Kindern auf der Farm. Ali und seine älteren Kinder sprechen deutsch. Sie sind sesshaft gewordene Nomaden, deren Alltag aber noch im Zelt stattfindet. Wir haben telefonisch ein Schaf geordert und nach Eintreffen auf der Farm wird uns das Schaf vorgeführt und geschlachtet. Es ist für uns interessant zu sehen, wie das Fell abgezogen und das Schaf ausgeweidet wird. Anschliessend werden Schaf-Spiesse produziert, die aber leider recht zäh sind. Doch die Atmosphäre dieses Ortes und die freundlichen Menschen und die Kinder, die uns Blumen bringen und Bilder malen, lassen uns das zähe Schaf schnell vergessen.

 

14.04.2013         

 

 Zusammen mit 2 Söhnen von Ali und einem Cousin fahren wir nach Beni-Tajite um das dortige Bleibergwerk zu besichtigen. Die gewonnenen Gesteinsbrocken werden zunächst von einem Mann in einem großen Sieb gerüttelt und gewaschen. Mit einer kleinen Schaufel werden die oberen leichten Steine entsorgt, die schwereren bleihaltigen Steine werden 2 Frauen zur Weiterbearbeitung gegeben, die mit einem Hammer die Steine bearbeiten, um das Blei herauszubrechen. Die Frauen arbeiten zwar mit Mundschutz, aber ohne Handschuhe oder sonstige Schutzkleidung. Auf unsere Nachfrage nach dem Schutz der Arbeiterinnen, wurde gemeint, das wäre nicht gefährlich. Nur das Blei, das ins Trinkwasser gelangt wäre nicht so gut, doch die Anwohner würden Tabletten bekommen und dann wäre alles ok. Wir verabschieden uns von den Jungen, stellen unser Navi auf die blauen Quellen von Meski ein und landen auf einer abenteuerlichen Wüstenpiste, die lt. Navi und Karte die R601 sein soll. In unserer Karte ist die Piste als normale Straße verzeichnet und wir entscheiden, sie zu versuchen. Doch die Autos werden mächtig durchgerüttelt und nach ca. 5 km geht nichts mehr. Werner steht mit seinem Womo vor einer nicht durchfahrbaren Rinne und Reiner hats schon die Schürze hinten am Womo demoliert. Also wieder zurück und mit einem großen Umweg zu unserem Zielort Meski.

 

15.04.2013

 

Gleich morgens machen wir uns auf den Weg zu einer alten verfallenen Kasbah, die hoch über der Oase Meski liegt. Unser Weg führt entlang an der Source Bleue de Meski, unter schattigen Palmen ist es angenehm kühl. Der kleine Flusslauf muss auf 2 Palmenstämmen überquert werden. In der alten Kasbah schlägt die Sonne voll zu und der Schweiß rinnt in Strömen. Doch es ist interessant, über die alten Gemäuer zu steigen und von hier die Aussicht über die Umgebung zu geniessen.

 

16.04.2013

 

Schlampampitag. Wir machen einen langen Spaziergang durch die Oase. Der Boden ist sehr fruchtbar und es wachsen viele Gemüsesorten. Auf dem C-Platz gibt es viele kleine Touristenläden und inzwischen kennen wir die Händler alle mit Namen und ihre Läden von innen. Die Kinder versuchen kleine aus Palmenblättern geflochtene Kunstwerke an uns zu verkaufen. Wir kaufen nichts, aber versöhnen sie mit Stilos (Kulis) und Bonbons. Am Nachmittag kann ich mit dem Stick von Mohamed endlich mal wieder ins Internet. Und abends großes Couscous-Essen bei der Familie von Youssef. Auf dem Tisch steht eine große und sehr leckere Schüssel voller Couscous mit Gemüse und Hähnchen und weil wir Europäer sind und nicht mit den Händen essen können, bekommt jeder noch einen Löffel. Später am Abend hole ich alle versprochenen Ladenbesuche nach und kaufe noch wunderschönen Berberschmuck. Mohamed und 2 Freunde machen afrikanische Musik für mich mit Trommeln und Gesang und dazu gibt es Pfefferminztee.

 

17.04.2013

 

Die Fahrt in die Erg Chebbi, eine der 2 Sandwüsten in Marokko, ist nur gut 100 km lang und soll lt. Navi nur ca. 2 Stunden dauern, doch wir brauchen ca. 6 Stunden bis zum Ziel. Viele Fotostopps halten uns auf, es muss getankt werden ( langsam - einer nach dem anderen) und wir müssen Lebensmittel kaufen. Supermärkte gibt es nicht. In Rissani suchen wir den Souk und werden von Florian und Ralf angesprochen, 2 netten deutschen Studenten, die genau wie wir nach Merzouga wollen und eine Mitfahrgelegenheit suchen. Sie können mitfahren, nachdem wir uns – mithilfe eines kleinen Guides, der uns den Weg durch den Souk weist, mit allem Nötigen versorgt haben.

 

Unser C-Platz Kasbah Mohayut ist der Clou! Angeschlossen ist ein Hotel – wie ein Traum aus 1001 Nacht und mit swimmingpool. Die Außentemperatur zeigt 40,5 ° an, da ist ein kühles Bad der pure Luxus. Dafür gibt es kein funktionierendes Klo, aber das haben wir ja selbst an Bord.

 

Den Sonnenuntergang erlebe ich auf einer Sanddüne im warmen Sand sitzend.

 

Und am späten Abend spielen wir zum ersten mal auf dieser Reise Rummy!

 

18.04.2013

 

Schon um 06:30 bin ich auf den Beinen und mit Fotoapparat in den Sanddünen. Pünktlich um 09:00 Uhr steht der am Vorabend bestellte Jeep vor dem C-Platz und entführt uns auf eine ca. 3 ½-stündige Wüstentour. Es ist schön und interessant und doch für mich auch ein wenig enttäuschend, weil diese Gegend – in der ich vor 15 Jahren schon einmal mit Jochen und dem alten Womo war – sich sehr verändert hat. Diese wunderschöne Wüstenlandschaft ist sehr touristisch aufgemotzt, überall gibt es Hotels und Campingplätze und Quads und Dromedarritte werden angeboten und Führer und Händler wollen Geschäfte machen. Wer will es den Marokkanern verdenken, dass sie den Tourismus als Einnahmequelle nutzen, doch ich bin froh, dass ich diese Gegend schon früher, als sie noch ursprünglicher war, kennengelernt habe.

 

Zum Sonnenuntergang reiten wir auf Dromedaren in die Sandwüste. Im warmen Sand sitzend warten wir, bis die sinkende Sonne, immer tiefer werdende Schatten auf die Sandberge werfend, untergeht.

 

19.04.2013

 

­200 km Fahrtstrecke liegen heute vor uns­­­­­­­­­­­. Ich liebe diese Fahrten durch die Wüste, die ich überhaupt nicht als monoton empfinde. Die Landschaft hat – wenn auch keine Vegetation – doch so viele Farben, mal ist alles schwarz, dann gelb oder rot oder weiß, mal Sand, mal Steine, mal Hügel, mal plattes Land. Wir durchfahren kleine Dörfer und beobachten das Alltagsleben, die Kinder winken und manchmal komme ich mir vor wie die Queen, die winkend durchs Land fährt.  Die Fahrt führt über Rissani - mit dem schönsten Stadttor Marokkos – über Erfoud und Tineghir. Tineghir bietet einen wunderschönen Anblick. Über einer Oase liegt - an den Berg gebaut - der Ort mit eindrucksvollen Lehmbauten. Weiter geht’s bis in die Todhra-Schlucht, in die wir weit hineinfahren.  Zum Beginn der Schlucht ist alles touristisch. Viele Verkaufsstände und überwiegend marokkanische Besucher. Doch nach ein paar km lassen wir den ganzen Trubel hinter uns. Links und rechts ragen steil die Felswände auf und ich fühle mich, als ob ich im Grand-Canyon ganz unten entlang fahre. Die Dörfer und die Bewohner in der Schlucht sehen sehr arm aus. Als ich einmal stoppe, um einem kleinen Kind ein paar Bonbons zu schenken, bin ich sofort umringt von einer Traube von Kindern. Ich weiß nicht, woher die auf einmal alle kommen. Sie waren vorher nicht zu sehen. Die größeren Kinder gehen dabei sehr aggressiv vor, jedes Kind kämpft verbissen um ein paar Bonbons und selbst die Mutter kommt angelaufen und erbittet ein paar Süßigkeiten.

 

20.04.2013

 

Ein Ruhetag. Unser C-Platz Le Soleil hat einen swimmingpool und eine Waschmaschine! Alle Klamotten sind verstaubt und können eine Wäsche gut gebrauchen.

 

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Heute erfahre ich, dass mein Vater schwer erkrankt ist. Ich beschliesse, die Fahrt nicht nach Süden fortzusetzen, sondern mich auf den Heimweg zu machen. Ich verabschiede mich von meiner Truppe, für die die Reise nun ohne mich weitergeht.

 

Mein Navi zeigt mir als schnellste Route die Fahrt durch den Atlas an. Alle anderen Routen würden große Umwege bedeuten. So mache ich mich also auf den Weg durch die Berge. Die Fahrt ist traumhaft schön. Ich serpentine die Berge rauf und runter und werde durch atemberaubende Anblicke belohnt. Die Gegend ist sehr abgelegen und die Siedlungen und Menschen sehen sehr sehr arm aus.  Die Straßen sind teils recht gut, teils auch ziemlich schlecht. Aber da muss ich durch. Ich komme durch einen größeren Ort an einer Straße ohne Namen, der nur aus Lehm- und Schlammwegen besteht. Hinter mir ein großer LKW, der ungeduldig hupt. Also versuche ich die Lehmhubbel vorsichtig zu überfahren, doch einmal rumst es gewaltig und am nächsten Morgen stelle ich fest, dass ein Teil meines Verschlusses vom Abwassertank abgerissen ist.

 

Wenn ich einzelne kleine Kinder sehe, halte ich kurz und verschenke ein paar  Bonbons und Kulis. Doch sofort sind wieder Trauben von größeren Kindern da, die mit einer unglaublichen Brutalität die kleineren Kinder verdrängen und um jeden Bonbon kämpfen, als ginge es um ihr Leben. Das ist schrecklich und so halte ich nicht mehr. Als ich endlich das Gewirr der kleinen Straßen verlasse und auf die N8 nach Fes einbiege, dunkelt es schon und weit und breit kein C-Platz in Sicht. Hier ist kein Touristengebiet und so muss ich noch 150 km bei stockdunkler Nacht bis Azrou fahren.

 

21.04.2013

 

Heute fahre ich erstmalig in Marokko auf einer Autobahn. Was für eine rasante Fahrt! Es geht durch eine grüne Hügellandschaft, an den Straßenrändern blühen üppig Blumen in lila, gelb und weiß. Es sieht aus, als ob eine bunte Blumenmischung ausgesät worden wäre. Je näher ich der Küste komme, desto flacher wird das Land. Hier wird viel Gemüse angebaut. Doch in der Nacht hab ich kaum geschlafen und der gestrige Tag sitzt mir noch in den Knochen. Gegen Mittag bin ich so müde, dass ich beschliesse in Moulay Bousselham Station zu machen. Ich finde einen schönen C-Platz an einer Lagune und relaxe ein wenig und entstaube das Womo. Der Staub sitzt überall und ist sicher auch noch in Jahren zu finden.

 

22.04.2013

 

Schon um 07:45 Uhr bin ich auf der Straße nach Tanger Med. Kaum nähere ich mich der gigantischen Hafenanlage werde ich von einem jungen Mann gestoppt und gefragt, ob ich schon ein Ticket habe. Sollte ich mir jemals Gedanken gemacht haben, wie ich an mein Ticket komme – umsonst! Es kostet von Tanger Med nach Algeciras 90 Euro. Ein guter Preis! Als ich nach einer Tankstelle frage, bietet sich Anoua an, mit mir dort hin zu fahren. Er begleitet mich auch durch sämtliche notwendige Formalitäten, alleine hätte ich bestimmt die doppelte Zeit gebraucht. Und als ich ihm zum Abschluss 10 Euro in die Hand drücke, strahlt er. Anoua war wirklich jeden Cent wert!

 

Doch dann heißt es warten. Erst einmal werde ich samt Fahrzeug geröngt, dann reihe ich mich zur Verladung in eine lange Schlange ein. Die Fährfahrt dauert nur ungefähr eine Stunde, doch mit Formalitäten und Warten - erst in Afrika und dann in Spanien - geht doch fast ein ganzer Tag drauf.

 

Mein Navi ist auf Zuhause eingestellt und sowie ich festen Boden unter den Reifen habe, düse ich los. Doch vor Einbruch der Dunkelheit muss ich einen C-Platz finden und so ist heute für mich in Sevilla Schluss. Mein Navi ist auf C-Platz-Suche programmiert und führt mich als erstes zu einer Wiese neben dem Flugplatz. Doch ein Campingplatz ist hier nicht. Mist. 2. Versuch: und wieder kein Campingplatz. Da werde ich auf Kölsch von einem netten Spanier angesprochen, der mir erklärt, dass die beiden von mir angesteuerten Plätze einmal existierten, doch längst aufgegeben wurden. (TomTom sollte mal seine Infos aktualisieren!) Er bietet an, mit seinem Auto vor mir herzufahren und mich zu dem einzigen noch existierenden C-Platz Sevillas zu lotsen. Und als ich gerade mit den Anmeldeformalitäten beschäftigt bin, kommt er noch einmal zu mir, übergibt mir seine Visitenkarte und meint, wenn ich noch einmal Hilfe benötige, solle ich mich doch gerne an ihn wenden!

 

23.04.2013

 

Die Fahrt durch Extremadura und Kastilien ist einfach schön, alles ist grün und blüht und zudem ist die Autobahn auch noch umsonst! Ich hab sie außerdem fast für mich alleine, stelle den Tempomaten ein und lege die Füße hoch. In Nordspanien wird es dann voller und anstrengender und kostet auch wieder Maut. Ich schaffe es noch, die Grenze nach Frankreich zu überqueren und mache Stop in Biarritz.

 

24.04.2013

 

Frankreich ist ein Blütentraum in weiß. Alle Sträucher und Büsche und Obstbäume blühen. Pünktlich zur rush-hour durchquere ich Paris und suche mir einen C-Platz bei Compiegne.

 

25.05.2013

 

Die Fahrt führt mich durch Nordfrankreich und Belgien. Belgien empfinde ich mal wieder als reizlos – um nicht zu sagen hässlich. Die Autobahnen sind in einem katastrophalen Zustand, deshalb ist halb Belgien eine Baustelle. Gegen 19 Uhr bin ich endlich – nach 6 Tagen Fahrt – Zuhause und kann meinen Vater in die Arme schliessen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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 Folge dem Traum, der Dich ins Weite führt,

 folge dem Lichtspiel der Sonne,

 folge dem Klang fremder Lieder,

 bis Du ans Tor gelangst:

 WILLKOMMEN in der Welt!

 aus Kirgisien