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2015 Polen/ Baltikum

 

2015 08 01

 

Der Start unserer Reise beginnt in Below bei Wesenberg. Dort bin ich mit Christel auf dem Gourmet-Bauernhof verabredet, der unser 1. Nachtdomizil sein soll. Nach vielen Wochen nasskalten Wetters ist heute der 1. schöne Sonnentag. Wir schlendern in den Ort, lassen uns auf einem Steg am Woblitzsee nieder und geniessen ausführlich die späte Nachmittagssonne und den Blick auf den spiegelglatt vor uns liegenden See. Auf dem Rückweg entdecken wir einen alten überwachsenen Friedhof, der sehr verwunschen wirkt. Auf unserem Landgasthof, auf dem wir umsonst übernachten dürfen ( er ist dem Landvergnügen angeschlossen) verleben wir trotz der dort stattfindenden Hochzeitsfeier eine ruhige Nacht.

 

2015 08 02

 

Unser Ziel für heute heißt Wolin. Die Grenze nach Polen überfahren wir auf der Autobahn, sang- und klanglos wie bei allen EU-Mitgliedern. Im Ort angekommen herrscht schon mächtiges Gedränge, findet hier doch an jedem 1. Augustwochenende ein Wikingerfest statt. Am Ortsrand auf einer Wiese finden wir ein schönes Plätzchen für unsere Womos. Lucina sitzt dort auf einem Gartenstuhl und erwartet uns geradezu. Wir sind die einzigen Park-Gäste.

Zu Fuß laufen wir einige 100 m zum Wikingerfest, das in einem archäologischen Park stattfindet. Das Areal ist riesig und die Kulisse geradezu ideal! Sowohl die Wikinger als auch das Publikum sind  international. Wir schlendern gemächlich durch die vielen Zeltreihen und lassen uns verzaubern von der Wikinger-Atmosphäre, den vielen Ständen, die Kleidung und Schmuck und Alltagsgegenstände feilbieten. Am Ufer des Flusses liegt ein altes Wikingerschiff, mit dem wir uns zusammen mit anderen Besuchern ein wenig herumruderm lassen. Und zum Abschluss des Festes findet noch ein riesiges Wikinger-Gemetzel statt. Was für ein Erlebnis!

 

Zuhause bei Lucina verabreden wir, dass wir hier auf ihrer Wiese gleich übernachten. Lucina ist erfreut und wir auch.

 

2015 08 03

 

Heute morgen werden wir von Heinrich, Lucinas Mann, begrüßt. Er kann ein paar Worte deutsch. Und weils hier so schön ist, verabreden wir mit ihm, dass wir noch einen Tag länger bleiben.

 

Wir wollen heute den Bison-Park in Miedzyzdroje (Misdroy) besichtigen. Er ist Teil des 40 qkm großen Naturparks Wolinski Park Narodowy. Mit einem Auto machen wir uns auf den Weg. Miedzyzdroje ist - wie alle Orte an der polnischen Ostseeküste - rappelvoll. Es ist Ferienzeit und alle zieht es an den Strand. Doch wir finden auf dem Museumsparkplatz noch einen Platz für unser Womo.

 

Der Weg zum Bison-Park führt durch einen schattigen Mischwald, ein herrlicher Spaziergang bei ca. 35 °. Doch dort angekommen stehen wir vor einem verschlossenen Tor. Es ist Montag, und montags sind alle Museen und Parks geschlossen. Schade. Auch die Bisons können wir nun in die Liste der Dinge einreihen, die wir fast gesehen hätten. :-) Weiter gehts an der Küste entlang. Eine herrliche Straße, links und rechts von Wald gesäumt. Bei unserem ersten Stopp führt uns ein Waldweg zu einem Abschnitt der Steilküste mit wunderbarer Aussicht. Wieder beim Womo greife ich nach meiner Trinkflasche. Leider konkurriere ich mit einer Wespe. Wir verlieren beide. Sie verliert Ihr Leben und ich die Beweglichkeit meiner linken Hand. Sch..... Wespenstiche tun sooo verdammt weh!! Die Hand wird immer dicker, wann das wohl aufhört ???

 

Bei unserem nächsten Stopp lasse ich mir am Kiosk Eiswürfel geben und dann gehts Richtung Strand und rein in die Ostsee! Das Wasser ist prickelnd kalt. Wie herrlich! Den Strand teilen wir uns gefühlt mit 1 Million polnischen Badegästen, dicht an dicht sind die Windschutztücher aufgebaut, doch es herrscht eine nette Sommerfrische-Atmosphäre.

 

Den lauen Sommerabend verbringen wir auf unserer Privatwiese. Lucina und Heinrich leisten uns ein wenig Gesellschaft und mit ungefähr 10 Worten deutsch und 4 Worten polnisch und Händen und Füßen schaffen wir es uns zu verständigen. Heinrich lädt uns ein, doch noch länger zu bleiben und auf jeden Fall auf dem Rückweg wieder einzukehren.

 

2015 08 04

 

Auf schmalen Straßen, teils herrlichen Alleen, mit alten Bäumen bestanden, fahren wir nach Kolobrzeg (Kolberg). Wieder ein genialer Parkplatz beim Bahnhof. Wir machen uns als erstes auf den Weg zum Strand. Ein herrlich langer feiner Sandstrand. Hier ist wahrscheinlich die 2. Hälfte aller Polen am Strand. :-) Wir laufen lange am Strand entlang bis zum Leuchturm, einer der Sehenswürdigkeiten der Stadt. Diesen besteigen wir auch und haben eine tolle Übersicht über Stadt und Meer.

 

Zurück beim Auto stellen wir fest, dass es schon viel zu spät ist, um auch noch die Altstadt zu besichtigen. Also fahren wir den C-Platz Kolobrzeg an. Doch dieser ist rappelvoll. Wir beschliessen, einfach weiter Richtung Mielno zu fahren und vielleicht finden wir unterwegs einen C-Platz? Leider nein, wir fahren bis nach Mielno und hier verlieren wir uns in dem Mordsgedränge aus den Augen. Ich versuche Christel anzurufen. Doch leider ist ihr Telefon tot. Eine Weile warte ich, dann fahre ich zurück zu dem Punkt, wo ich Christel zuletzt gesehen habe. Nichts zu sehen von Christel. Ich drehe und fahre wieder zurück und da kommt Christel mir glücklicherweise entgegen. Was sind wir froh, uns wiedergefunden zu haben!!

 

Einen schönen C-Platz mit eigenem Strandzugang am Ortsrand von Mielno hat Christel bei dem ganzen Hin- und Hergekurve auch gefunden.  Also, nichts wie rein in die Ostsee!

 

2015 08 05

 

Nach den letzten Sonnentagen mit 35 - 40 ° kommt uns der heutige Morgen mit 20° und bedecktem Himmel lausekalt vor.

 

Wir relaxen, waschen Wäsche und machen einen stundenlangen Strandspaziergang an dem endlos langen Strand. Das Wasser ist aufgewühlt und das brausen der Wellen begleitet uns. Bei einem Strandlokal lassen wir uns verschiedene Sorten Piroggen schmecken.

 

2015 08 06

 

Auf dem Weg nach Darlowo (Rügenwalde) stoppen wir bei einer Kirche. Sie ist umgeben von einem Garten mit herrlichen Hortensien. In dem Garten finden wir einen Gedenkstein für die Gefallenen der Kriege, von den deutschen und polnischen Bewohnern der umliegenden 3 Orte. Auf polnisch und auf deutsch. Das berührt uns.

 

Darlowo, das ist der Ort, wo die berühmte Rügenwalder Teewurst entstand. Und wie die Teewurst zu ihrem Namen kam, haben wir auch gelernt. Carl Müller, Fleischermeister, verstand es, eine besonders feine, gut gewürzte Wurst herzustellen. Und da er zum Nachmittagstee statt süßem Gebäck lieber ein Brot mit seiner leckeren Wurst aß, hat sich der Name Teewurst eingebürgert. Übrigens steht die rote Mühle auf dem Etikett der Rügenwalder Teewurst, die inzwischen in Niedersachsen hergestellt wird, für den Namen Müller.

 

Darlowo ist ein reizendes Kleinstädtchen mit einem schönen Rathaus und einer netten Einkaufsstraße. Außerdem steht hier das sehenswerte Schloss der Herzöge von Pommern, das heute ein Museum ist, in dem wir auf viele Spuren der langen deutschen Geschichte treffen.

 

Eine Flussfahrt auf Wieprza rundet den Tag ab. Der Campingplatz den wir anschliessend ansteuern liegt direkt an der Wieprza und wir finden einen tollen Platz direkt am Ufer.

 

2015 08 07

 

Der Weg nach Danzig ist eigentlich nicht weit, nur knapp 200 km, doch die Straßen sind größtenteils nur 2-spurig und stark befahren. So dauert es seine Zeit, bis wir auf dem etwas außerhalb liegenden Stadtcampingplatz Gdansk Stogi ankommen. Mit der Straßenbahn Nr. 8 fahren wir dann direkt ins Zentrum. Was für ein Trubel erwartet uns! Von den zauberhaft nach dem Krieg nach alten Vorlagen wieder aufgebauten Häusern der Altstadt lässt sich nur der obere Teil bewundern, denn die Altstadt ist ein einziger Kunsthandwerker- und Touristenkitsch-Markt und Scharen von Touristen lassen sich durch die vielen Gassen treiben. Doch die Stadt ist wunderwunderschön und hat eine tolle Atmosphäre..... wenn nur die vielen Touristen nicht wären. :-(

 

2015 08 08

 

Christel hat eine 92-jährige Nachbarin, die in Elblag geboren ist, so ist ein Besuch in dieser Stadt Pflicht! Unser Frühsport-Programm absolvieren wir mit der Besteigung des 97 Meter hohen Kirchturms. Unter uns breitet sich eine Puppenstadt aus. Zauberhaft sehen die Häuser und Gassen im alten traditionellen Stil aus. Alles wirkt sehr gepflegt und ruhig. Wir laufen ein wenig umher, finden eine Patisserie, deren Angebot  uns von den Socken haut, schlemmen leckere Zitronentarte und Blaubeerküchlein, dazu gibts leckeren Capuccino. Wir sind hoch zufrieden!

 

Dann gehts zum Elblag-Kanal. Hier wurde ein einmaliges Objekt geschaffen. Auf einer Länge von 10 km galt es einen Höhenunterschied von 100 m zu überwinden. Statt 32 hintereinander angebrachter Kammerschleusen entschieden sich die Ingenieure, die Schiffe über Land zu ziehen, und zwar mit Wasserkraft. Zusammen mit uns kommt gerade ein Schiff an und wir können sehen, wie es in eine Art Riesenlore und dann den Berg hinauf gezogen wird. Oben angekommen schwimmt es aus der Lore wieder heraus und setzt seinen Weg fort. Genial!

 

Inzwischen ist das Thermometer auf 40 ° gestiegen. Es weht ein leichter Wind und wir kommen uns vor, wie in einem Riesenföhn. Am besten ist es noch im Auto mit Fahrtwind auszuhalten. Also machen wir uns auf den weiteren Weg nach Masuren. Und während wir auf dem Weg sind, taucht das Ortsschild Sorkwity auf ....... das war doch der Ort, wo wir vor 10 Jahren unsere Kajaktour auf der Krutynia begonnen haben!! Spontan biege ich ab. Wir finden unseren alten C-Platz. Er ist genauso traumhaft wie damals! Jetzt brauchen wir nur noch eins: ein langes Bad im See!!

 

2015 08 09

 

Vom Prasseln des Regens aufs Autodach werde ich wach. Die Außentemperatur hat sich gegenüber gestern um 20 ° abgesenkt. Sehr angenehm! Doch leider regnet es bis zum frühen Nachmittag immer wieder mal. Vor uns baut eine Gruppe junger deutscher Pfadfinderinnen ihr Lager auf. Gespannt beobachten wir das Tun der 8 Mädels. Um Ihr Zelt aufstellen zu können, müssen sie erst einmal einen Mittelpfahl besorgen. Prüfend betrachten Sie alle umliegenden Bäume. Sie sind gut gerüstet mit einer Axt! Endlich haben sie entsprechende Äste für das Mittelkreuz gefunden und diese zusammengezurrt. Den großen Mittelpfahl organisieren sie irgendwo her. Dann wird der Pfahl im oberen Bereich mit Tau umwickelt , das Mittelkreuz wird befestigt und die Zeltplane hochgezogen. Es ist im Zeitalter der hightech- ultraleicht-Wurfzelte ein umständlich erscheinendes Verfahren, doch wird es die Mädels fit machen, sich im Notfall mit einfachsten Mitteln zu behelfen.

 

Am Nachmittag machen wir uns zu Fuß auf zu einer Teilumrundung des Sees und anschliessend durchschwimme ich den See. Fast ein Biathlon :-) Bis tief in die Nacht klönen wir mit unseren deutschen Nachbarn und tauschen Reisetipps aus.

 

2015 08 10

 

Wir können uns von diesem wunderschönen Platz gar nicht trennen und so bleiben wir noch einen weiteren Tag hier. Wir mieten uns ein 2er Kajak und erkunden die Umgebung per Boot. Dann ist lesen, faulenzen, schwimmen angesagt.

 

2015 08 11

 

Ein letztes mal schwimme ich über den See und dann machen wir uns auf den Weg Richtung Litauen. Die Fahrt durch Masuren ist sommerwarm, golden begleiten uns die Kornfelder, die teilweise schon abgeerntet sind. Wir rauschen durch Wälder und sonnengesprenkelte Alleen. Immer wieder blitzen links und rechts der Straßen schilfumrandete Seen auf. Doch die Störche fehlen. Vor 10 Jahren haben wir an einem einzigen Fahrtag durch Masuren über 100 Störche gezählt. Diesmal fliegen nur wenige im Tiefflug über die Straße hinweg.

 

Als am Straßenrand ein altes Mütterchen um eine Mitfahrgelegenheit bittet, überlege ich nicht lange und halte an. Ein Wortschwall polnischer Worte übergiesst mich. Mit Zeichen mache ich deutlich, dass ich sie leider nicht verstehe. Das stört sie nicht. Und um nicht unhöflich zu sein, revanchiere ich mich und erzähle etwas auf deutsch. Wir lachen uns an, sie hat keine Zähne mehr, doch ein lustiges verschmitztes Lachen. Mit Zeichen macht sie mir deutlich als sie aussteigen will und dann will sie mir für die Mitfahrgelegenheit ein Geldstück in die Hand drücken. Was ich natürlich ablehne, sie besteht darauf zu bezahlen, doch in diesem Fall setze ich mich durch.

 

 

Am frühen Nachmittag kündet das sternenumrandete blaue Schild davon, dass wir die Grenze zu Litauen überquert haben. Wir nehmen eine Veränderung der Besiedelung wahr. Viele Häuser sind sehr bescheiden, die Dächer sind aus einfachem Wellblech und es gibt etliche alte Holzhäuser, sehr romantisch aussehend, doch nicht sehr gut Schuss.

 

 

Unser Ziel ist der Grutas Skulpturenpark östlich von Druskininkai. Hier sind von einem privaten Investor die nach der Sowjet-Ära gestürzten Monumentaldenkmäler, die einst die wichtigsten Plätze der Städte schmückten und nach der Unabhängigkeit in Hinterhöfen lagerten, aufgekauft und in einem 20 ha großen Waldstück aufgestellt worden. Sie sollen die historische Wahrheit der Okkupation bewusst machen und der Besitzer des Parks bekam dafür den alternativen Nobelpreis.

 

Wir laufen lange auf den Betonplattenwegen durch den Park und sind beeindruckt von den Statuen, die auf kleinen Lichtungen im Wald stehen und auch von den Ausstellungen, die in kleinen Holzhäusern präsentiert werden.

 

Auf dem Besucherparkplatz, der direkt am Ufer eines Sees liegt, verbringen wir eine bewachte Nacht und müssen dafür 6 Euro bezahlen.

 

2015 08 12

 

Die Straße nach Vilnius ist super in Schuss und wenig befahren. Wir durchfahren eine einsame Mischwaldlandschaft, selten unterbrochen durch Getreidefelder und noch seltener unterbrochen durch Siedlungen.

 

Doch bevor wir nach Vilnius fahren machen wir einen Stopp in Trakai und besichtigen die beeindruckende Wasserburg. Wir mieten uns einen persönlichen, deutsch sprechenden Guide (Christel war Lehrerin für Geschichte und Politik) und erfahren viel über die wechselvolle Geschichte dieser Burg. Leider habe ich von den gefühlt 1200 Jahreszahlen keine behalten :-(, aber interessant wars schon! Und wir haben gelernt, was die Endungen "as" im Litauischen bedeuten: "as" ist maskulin und "a" ist feminin. Und Lenin heißt im Litauischen folgerichtig  "Leninas".

 

Im Restaurant am See stärken wir uns erst einmal mit leckeren Kräuterravioli und Cappuccino und machen uns dann auf den Weg nach Vilnius, wo wir auf dem Stadtcampingplatz Quartier beziehen.

 

Es ist inzwischen nach litauischer Zeit schon 17 Uhr ( nach deutscher Zeit erst 16 Uhr) und wir wollen heute noch Vilnius besichtigen. Also schwingen wir uns auf unsere Drahtesel und radeln durch einen großen Stadtpark, in dem viele Vilnianer Sport betreiben, in die Innenstadt. Die Haupteinkaufsstraße ist großzügig angelegt und viele Markenshops sind hier ansässig, doch lt. Reiseführer können viele Litauer die Preise hier nicht bezahlen. Trotzdem fällt uns auf, wie sehr gepflegt und modisch die jungen Leute hier herumlaufen. Wir radeln weiter bis zur Altstadt und lassen uns gemütlich durch die trubeligen Gassen treiben. Ein Rieseneis schliesst diesen ereignisreichen Tag ab.

 

2015 08 13

 

Ein Fahrtag. Km-lang fahren wir auf sehr gut ausgebauten Straßen durch endlos scheinende Waldgebiete. Plötzlich sehen wir das Hinweisschild auf den geographischen Mittelpunkt Europas. Eigentlich können wir uns kaum vorstellen, dass hier der Mittelpunkt Europas sein soll? Wir laufen einen kleinen Hügel hoch und da liegt er vor uns: Der Mittelpunkt Europas liegt auf einem Stern!! Und auch die Flaggen sämtlicher europäischer Länder sind im Halbkreis auggestellt.

 

Wir passieren die Grenze zu Lettland und sofort werden die Straßen sichtbar schlechter. Doch es wird viel am Straßenbau gearbeitet und so kommen wir nur langsam voran. Immer wieder müssen wir auf Fahrzeuge von der Gegenfahrbahn warten. Kurz vor unserem für heute angepeilten Ziel Rezekne finden wir einen wunderschönen Stellplatz an einem See. Kühl ist es geworden und dazu weht ein frisches Windchen, der uns früh in die Mobile treibt.

 

2015 08 14

 

Bevor wir uns auf den weiteren Weg machen, starten wir den Tag mit einem Waldspaziergang. Dann gehts weiter Richtung Norden. Die Fahrt geht durch einsame Landschaft und endlose Wälder. Die Nebenstraßen, die wir befahren, sind recht passabel und wir kommen gut voran.

 

Als wir die Grenze zu Estland passieren, sind die Straßen noch sichtlich besser. Die wenigen Ortschaften, die wir passieren, wirken sehr gepflegt und sauber und sind oft mit Blumenschmuck versehen. Der im Reiseführer angegebene Stellplatz in Tartu existiert nicht mehr. Doch an der Badestelle von Tartu, am Ufer des Emajögi,  finden wir eine tolle Übernachtungsmöglichkeit.

 

2015 08 15

 

Tartu. Hanse- und Universitätsstadt. Die älteste Stadt Estlands und die zweitgrößte mit 115.000 Einwohnern. Direkt vorm Rathausplatz parken wir unsere Mobile. Die Sonne scheint und die Stadt wirkt hell, freundlich und großzügig. Gemütlich schlendern wir über den Rathausplatz und durch die anliegenden Gassen und als krönendes Highlight trinken wir in dem gleichen Café wie vor 10 Jahren einen Cappuccino und essen wieder ein Kunstwerk von Kuchen, den wir allerdings teuer mit 16,60 Euro bezahlen müssen.

 

Nach nur 40 km erreichen wir den Peipsisee, den viertgrößten Binnensee Europas, der zugleich Staatsgrenze zu Russland und EU-Aussengrenze ist. Bei einem kleinen Konsumladen halten wir an, um uns mit Gemüse einzudecken. Doch das gibt es hier nicht, hier sind alle Selbstversorger. Auf kleinen Straßen, dicht besiedelt mit kleinen Holzhäusern, fahren wir entlang des Sees und hier finden wir auch unser Gemüse. Bei wohl jedem 3. Haus werden selbst gezogene Zwiebeln angeboten und Trockenfisch und manchmal auch Tomaten und Paprika.

 

Bei einem kleinen Friedhof, der lauschig am Straßenrand liegt, stoppen wir und laufen über die schmalen Wege. Es ist ein russischer Friedhof.

 

Bei Kodavere finden wir einen einfachen Campingplatz direkt am See. Die Ausstattung ist einfachst, es gibt 2 Plumpsklos und einen Wasseranschluss. Dafür ist der Preis von 15 Euro recht heftig. Aber der Campingplatzbetreiber ist sehr nett und so unterstützen wir die emporstrebende Tourismusbranche Estlands :-)

 

Später bekommen wir noch Nachbarn aus Deutschland. Hanne und Roland sind mit einem Toyota Allradfahrzeug unterwegs und wir klönen noch lange über Reisen, vergangene und künftige.

 

2015 08 16

 

Wir hatten uns auf lange Strandspaziergänge am Peipsisee gefreut, doch der Saum des Wassers ist so mit Steinen verblockt, dass daraus nichts wird. Also machen wir uns auf den weiteren Weg nach Norden, entlang des Ufers des Peipsisees. Die Gegend wirkt gepflegt, nicht wohlhabend, aber auch nicht arm.

 

Wir stoppen bei einem Imbiss. Es riecht verlockend nach Räucherfisch. Trotz einer Speisekarte, die eine kleine Auswahl offeriert, gibt es nur Räucherfisch. Latika. Riesenteile! Nun gut, wir haben Hunger und kaufen ein Exemplar. Kochen uns Kartoffeln dazu und machen einen kleinen Salat. Doch der Latika ist leider nicht lecker. Etwas matschiges Fleisch und ziemlich geschmacklos :-(

 

Auch unser nächster Versuch, den Strand zu erwandern, scheitert. Diesmal ist der Ufersaum total vermatscht. Etwas enttäuscht vom Peipsisee , wenden wir unsere Womos gen Nordwesten und unserem nächsten Ziel, dem Lahemaa Nationalpark,  zu. Die ca. 50 km lange Fahrt ist wunderschön und es kommt uns vor, als ob wir durch eine riesige Parklandschaft fahren. Wald, Wald, Wald, immer wieder Birkengruppen und Weidenröschen in dicken Büscheln, die leider schon am verblühen sind.  Bei Vösu finden wir einen schönen C-Platz, Camping Lepispea.

 

2016 08 17

 

Ein Wunschpunkt von mir auf dieser Reise war: Fahrradfahren im Lahemaa Nationalpark. Und so satteln wir unsere Drahtrösser und machen uns auf den Weg zum Schloss Palmse, einem prächtigen und liebevoll restaurierten Schloss des deutschbaltischen Adels, das von 1677 bis 1923 im Besitz des Adelsgeschlechts von der Pahlen war. Viele Fotos, eine alte handgemalte Landkarte und originalmöblierte Räume erzählen von einer bewegten Vergangenheit.

 

In einem Nebengebäude ist das Infocenter untergebracht, in dem wir einen wunderschönen Film über den Nationalpark, einem von 4 Parks in Estland,  anschauen können. Hier leben noch Elche, Bären, Wölfe und Luchse und es gibt viele seltene Pflanzen. Für den Lahemaa Nationalpark war die russische Besetzung vorteilhaft, weil hier nichts bearbeitet wurde und sich ein Urwald bilden konnte. Auf dem Rückweg sehen wir einen Riesenhaufen Losung und können uns nicht entscheiden, ob der wohl vom Elch oder Bären stammt? Elch wäre uns lieber.

 

2015 08 18

 

Vor unseren Mobilen haben sich Markus und Freundin niedergelassen. Sie sind mit dem Fahrrad und kleinem Zelt im Baltikum unterwegs und haben schon fast 1000 km zurückgelegt. Sie freuen sich über unser Angebot einen Filterkaffee zu bekommen und wir tauschen unsere Erlebnisse aus. Dann schwingen auch wir uns auf die Räder und radeln nach Käsmu, einer Landzunge mit gleichnamigem Ort.  Der Ort ist einfach zauberhaft. Ein ehemaliges Fischerdorf, heute werden die Holzhäuser jedoch überwiegend als Sommerhäuser genutzt. Eines der Häuser ist als Museum hergerichtet. Hier wird allerdings nicht das herrschaftliche Leben präsentiert, sondern das der einfachen Fischer und Bauern. Das ganze ist sehr liebevoll und gemütlich hergerichtet.

 

Das besondere an dieser Landzunge aber sind die vielen Steine die am Ufer und im Uferbereich im Wasser liegen. Es gibt große, so groß wie das Haus eines reichen Mannes und kleinere, so groß wie die Sauna eines armen Fischers. Am Ende der Landzunge können wir fast trockenen Fußes über Steine zu einer Nachbarinsel laufen. Ein sehr besonderer Tag!

 

2015 08 19

 

Ein herrlicher Sonnentag und am Himmel zeigen sich versprenkelt Schäfchenwolken. Auf unserem Weg nach Tallinn machen wir einen Stopp beim Viru Raba Hochmoor.  Wir laufen auf Holzstegen weit ins Moor hinein und geniessen die besondere Landschaft. In den Seen und Tümpeln spiegeln sich der Himmel und die Wolken. Dieses Moor ist meines Erachtens würdig, in die Unesco-Liste als Weltnaturerbe aufgenommen zu werden und kann es durchaus mit den großen Nationalparks Amerikas aufnehmen!!

 

Vom City-Camping Tallinn auf einem Gewerbegelände werden wir gleich wieder hinausgebeten, weil alles reserviert sei. Mit uns zusammen treffen Josef und Eva aus Bayern ein, die das gleiche Schicksal ereilt. So machen wir uns auf zum nächsten Campingplatz beim Hafen und fühlen uns hier deutlich wohler. Gemeinsam fahren wir mit dem Bus in die Innenstadt von Tallinn. Christel und ich besteigen als erstes den 60 m hohen Kirchturm der Oleviste Kirik. Der Aufstieg auf der schmalen, ausgetretenen Steinwendeltreppe ist mühsam. Links und rechts sind jeweils Taue zum Festhalten angebracht und eng wird es jedesmal, wenn andere Turmbesteiger entgegenkommen. Doch oben angekommen werden wir durch eine großartige Übersicht belohnt. Danach erlaufen wir die Altstadt, die eine fast mediterrane Atmosphäre hat.

 

2015 08 20

 

Heute ist nationaler Feiertag. Am 20.08.1991 wurde Estland unabhängig. Auf dem großen Freiheitsplatz wird schon alles für die spätere Feier hergerichtet. Im großen und ganzen sind die Esten aber sehr entspannt. Außer ein paar Fahnen an Gebäuden und Laternen merkt man nichts von diesem historischen Datum. Christel möchte unbedingt das historische Museum besuchen. Es dauert lange, bis wir das Museum in dem Gewirr der Altstadtgässchen finden. Doch endlich haben wir es und es ist trotz Nationalfeiertag sogar geöffnet. Wir erhalten einen deutschsprachigen Audioguide und sehr viele interessante Informationen: in den letzten 800 Jahren seiner Geschichte (vor 1991)war Estland nur 40 Jahre unabhängig. Russen, Schweden, Dänen, Deutsche haben das Land beherrscht. In der Zeit der deutschen Herrschaft wurden die Bauern wie Leibeigene behandelt und das Urteil des deutschen Adels über die estnische Bevölkerung war grausam: dumm, faul und schmutzig seien die Esten. Als sich unter Gorbatschow mit Glasnost und Perestroika eine Liberalisierung abzeichnete führten die Esten die "singende Revolution" herbei. Wir sehen eine kleine Filmsequenz, in der 70.000 Esten singen. Dabei läuft es mir kalt den Rücken runter.

 

Es gab vor Jahren eine Erhebung, welches die glücklichsten Menschen auf der Welt seien. Und bei dieser Untersuchung erhielten die Esten den letzten Platz. Sie waren die unglücklichsten Menschen auf der Welt! Dabei spielte neben der russischen Besetzung auch das Klima eine Rolle. Die Winter sind lang und es wird bis -25° kalt.

 

Von den vielen Informationen sind wir vollkommen platt und möbeln uns mit einem Cappuccino in dem ältesten Café Tallinns erst einmal wieder auf. Dazu gibt es natürlich auch ein bisschen Torte.

 

Unser nächstes Ziel heißt Haapsalu. Ich laufe durch die idyllischen unter Denkmalschutz stehenden Altstadtgässchen und wir besichtigen die riesige Bischofsburg, die schreckliche Kerker und ein eigenes Schlossgespenst hat: Die weiße Frau.

 

Danach suchen wir nur noch ein ruhiges Plätzchen zum Übernachten. Doch das ist heute nicht so einfach. Am liebsten wollen wir einfach einen Platz am Meer. Doch die Wege, die meerwärts führen, sind unbefestigt und werden immer schmaler. Wir sind froh, dass wir unbeschadet aus dem Wege-Gewirr  wieder herausfinden und sehen kurz darauf ein kleines C-Platz-Schild. Es ist schon spät und wir sind froh, eine Übernachtungsmöglichkeit gefunden zu haben. Der C-Platz besteht aus einer großen Wiese und einem gelben Holzhaus mit Nebengebäuden. Außer uns ist nur eine große Schar Kinder hier und wir haben das Gefühl in Bullerbü gelandet zu sein.

 

2015 08 21

 

Bis zum Fährhafen Virtsu sind es noch 80 km. Wir kaufen unser Ticket und mögen es kaum glauben, für die halbstündige Überfahrt nach Muhu werden pro Wohnmobil nur 10,30 Euro berechnet. Es geht alles sehr schnell, kaum angekommen werden wir schon verladen. Die interessantesten Mitreisenden sind ein junges Paar mit 2 Papageien. Ob die Papageien gerne reisen frage ich sie. Ja, sie erleben gerne etwas Neues. Und ob sie auch sprechen können? Ja, estnisch, russisch und englisch. :-) Großartig!!

 

Wir durchqueren die kleine Saarema vorgelagerte Insel Muhu und dann gehts über einen Damm nach Saarema. Wir fahren entlang der Nordküste und halten Ausschau nach einem schönen Plätzchen, als wir auf ein Schild "Pulli Park" stossen. Auf unbefestigten Straßen führt der Weg ans Wasser, doch nach unserem gestrigen Erlebnis mit den immer enger und schlechter werdenden Wegen, werden wir misstrauisch, zumal wir feststellen, dass auf dem Schild nicht "Pulli Park" sondern "Pulli Pank" steht. Was immer das heißt. Nach einem kleinen Erkundungsgang gehts wieder zurück auf die befestigte Straße und nach wenigen Kilometern finden wir einen Strand-Park- und Übernachtungsplatz, auf dem wir für 2 Euro pro Nacht einen wunderschönen Platz an vorderster Strandfront finden. Wir laufen lange am Strand entlang und geniessen den lauen Abend lesend und mit einem fulminanten Sonnenuntergang.

 

2015 08 22

 

Die berühmten Windmühlen von Saarema liegen auf unserem Weg nach Kuressaare. Doch wie hat es sich hier verändert! Vor 10 Jahren war das ein lauschiges Plätzchen mit vielen schwingenden Spielgeräten - unser ganz privater Swingerclub :-)- und einer Zeltmöglichkeit. Inzwischen ist hier ein großer Parkplatz gebaut mit Restaurant- und Museumsgebäude. Viele Busladungen Touristen werden hier ausgekippt und natürlich müssen wir für die Besichtigung der Mühlen Eintritt bezahlen.

 

Es geht weiter zur nächsten Atraktion der Insel: dem Meteoritenkrater von Kaali. Er zählt zu den Sehenswürdigkeiten, die man nicht gesehen haben muss. :-(

 

Nun ist uns nur noch nach Natur. Kuressaare schenken wir uns für heute. Uns zieht es in den Vilsandi Nationalpark. Leider sind unsere Karten nicht sehr detailreich und unsere Reiseführer geben auch keine genauere Auskunft. Also fahren wir nach Sicht. In dem kleinen Ort Kihelkonna stoppen wir, die Kirche sieht so schön aus. Im Entree empfängt uns eine ältere Frau, die deutsch spricht und rät uns, einmal auf den Turm zu steigen. Und da wir auf alle Türme gestiegen sind, die so auf dem Weg lagen, lassen wir auch diesen nicht aus. Als wir die Ebene der Glocken erreichen geht es nicht weiter. Es ist stockfinster, doch wir sehen, dass es vier Holztüren nach draußen gibt. Sie sind alle verrammelt mit einem Holzbalken. Vorsichtig steigen wir über die Fußbodenkonstruktion und probieren nacheinander die Türen zu öffnen. Bei der 3. klappt es endlich und wir haben eine weite Sicht bis zum Meer.

 

Da wir die Richtung nach unserer Turm-Orientierung nun ja kennen, machen wir uns auf den weiteren Weg. Wir biegen ab auf eine Wellblechpiste Richtung Meer. Doch diese schlängelt sich endlos lang durch Wald. Das Navi kennt die Wege schon längst nicht mehr, doch am Rande sehe ich das Meer vor mir. Wir fahren wohl bald eine halbe Stunde lang auf Wellblechpiste und Waldwegen, bis wir auf einmal am Ende der Welt auf einen Parkplatz treffen. Es gibt eine Karte und siehe da, es ist genau der Punkt, den wir gesucht haben!!

 

2015 08 23

 

Wir machen uns wanderfertig und sind gerüstet, die vor uns liegenden kleinen Inseln zu erobern, zu denen laut Karte ein Wanderweg führen soll.  Doch schon ziemlich bald ist der Weg überflutet und wir müssen durchs Wasser laufen. Die Wassertiefe wird bald unüberschaubar und wir sehen, dass Wanderer vor uns durchs Schilf gelaufen sind. Also schlagen auch wir uns durchs Schilf. Doch bald versinken wir im Schlamm und müssen umkehren. Also ein neuer Versuch, am Wasserrand vorwärts zu kommen, doch auch hier enden wir irgendwann im Schlick. Etwas frustriert beenden wir unsere Wanderung.

 

Also Kuressaare. Wir besichtigen die Burg, schlendern durch Kuressaare-City, essen eine super leckere Soljanka und obendrauf noch ein Mega-Eis. Dann gehts weiter nach Muhu, der Saarema vorgelagerten Insel. Hier finden wir in Koguva in einem kleinen Fischerhafen einen super schönen Stellplatz und wir erleben wieder einen Sonnenuntergang vom Feinsten!

 

2015 08 24

 

Wir wandern nach Rootsivere, einem verschlafenen, aber reizenden Ort. Anschliessend besichtigen wir noch das Museumsdorf in Koguva und dann müssen wir uns leider von diesem wunderschönen Plätzchen trennen. Wir fahren zum Fährhafen von Muhu: Kuivastu und setzen über nach Virtsu, dann gehts weiter auf einsamen Straßen und durch wunderschöne Landschaft, nach Pärnu. Hier übernachten wir auf dem Stadt C-Platz.

 

2015 08 25

 

Endlich feiner weißer Sandstrand! Sowohl am Peipsi See, im Laahema NP, als auch auf Saarema und Muhu haben wir immer nur Steinbrocken-Strände oder Schilf- und Schlickufer vorgefunden. Doch Pärnu, die zweitgrößte Stadt Estlands und feiner Kurort, bietet uns endlich Sandstrand. Wir geniessen einen ausgiebigen Spaziergang in Sand und Wasser, bevor wir uns auf den weiteren Weg nach Riga machen.

 

Kaum haben wir die Grenze nach Lettland überquert, werden die Straßen sichtlich schlechter. Doch die Straßenarbeiter sind an vielen Stellen mit dem Ausbau beschäftigt, was uns allerdings zu permanentem Anhalten zwingt. Die E67 führt direkt an der Ostsee entlang und heute bekommen wir Sandstrände satt. Sie sind breit und einsam und endlos lang. Dazu haben wir gemütliche 31 °, da macht es schon Spaß, die Füße mal ins Wasser zu tauchen.

 

Um unseren C-Platz in Riga zu erreichen müssen wir zur rushhour einmal quer durch die Stadt. Riga ist groß, die größte Stadt des Baltikums mit ca. 700.000 Einwohnern. Stadtnah, am Ufer der Daugova,  finden wir einen ganz urigen C-Platz: Riverside-Camping.  Die Daugova ist übrigens 1020 km lang, entspringt in Russland, durchfliesst Russland, Weißrussland und Lettland und mündet in die Ostsee.

 

2015 08 26

 

Der Sightseeing-Bus holt uns direkt vom C-Platz ab und dann geht es 1 1/2 Stunden kreuz und quer durch die Stadt. Was uns auffällt: Riga ist sehr grün und hat viele prächtige alte Bauten, was ihr auch den Namen Paris des Nordens eingebracht hat. Wir folgen dem Tipp des Reiseleiters und fahren mit dem Lift in den 26. Stock des Radisson, von dem aus wir eine grandiose Sicht auf die Stadt haben. Leider sehen wir auch eine Regenfront direkt auf uns zukommen, aber der Schauer ist nur von kurzer Dauer. Sehr sehenswert fand ich die russisch-orthodoxe Kirche mit ihren großen vergoldeten Kuppeln, die auch innen wunderschön in hellblau und gold gestaltet ist und in der es wunderbar nach Räucherstäbchen duftete. Den Dom (evangelisch) haben wir uns gespart, weil 9 Euro Eintritt verlangt wurden!!!

 

2015 08 27

 

Heute trennen sich Christels und meine Wege. Christel muss am Wochenende in Berlin sein und wird heute nach Ventspils fahren und von dort aus weiter mit der Fähre nach Travemünde. Ich möchte weiter Richtung Südpolen. Wir hatten wunderschöne und erlebnisreiche Wochen zusammen und als ich alleine losfahre und nicht mehr auf meine Hinterfrau achten muss, fühle ich mich erst einmal etwas verwaist.

 

Auf meinem Weg Richtung Westen mache ich einen Stopp beim Berg der Kreuze. Ein kleiner Hügel, auf dem mehrere tausend Kreuze stehen und einer der wichtigsten Wallfahrtsorte in Polen. Hier kann man im wahrsten Sinne des Wortes sein Kreuz abladen. Ob es nützt?  Auf jeden Fall den vielen Souvenirverkäufern, die Kreuze in vielen verschiedenen Materialien und Größen und Preislagen anbieten.

 

Kurz nach Šiauliai finde ich einen parkähnlichen, entzückenden C-Platz. Ich habe eine eigene Küche und ein eigenes Bad, bin allerdings auch der einzige Gast :-) Ich schmeisse meine eigene Waschmaschine an und mache mich daran, dem Staub der vielen unbefestigten Straßen zu leibe zu rücken.

 

2015 08 28

 

Nachts hat es geregnet und nach vielen wunderbaren Sonnentagen ist heute der Himmel grau. Die Fahrt nach Kaunas führt zum großen Teil über eine Autobahn. Die Felder sind abgeernet, wegen der langen Trockenheit verlieren viele Bäume schon die Blätter, die Landschaft ist reizlos. Und auch als ich mich den Randbezirken von Kaunas nähere wirkt alles trostlos.

 

In Kaunas lasse ich mich am Yachthafen nieder. Der Platz ist wunderschön, eingebettet in ein parkähnliches Gelände, aber eine schlechte Ausstattung. Am Nachmittag entscheide ich, noch einmal in die Stadt zu fahren. Doch der Yachthafen liegt weit von der Altstadt entfernt. Erst einmal muss ich gut 2 km laufen. Als ich eine junge Frau nach der Haltestelle fragen will, bedeutet sie mir, dass sie nicht mit mir sprechen möchte ??? Doch ich finde die Haltestelle und auch den richtigen Bus. Das gute an den Bussen ist die Farbe, ein frisches froschgrün, doch ansonsten sind sie alt und klapperig, wahrscheinlich gibt es hier keinen TÜV. Dann  dauert die Fahrt endlos lange, ich verpasse die richtige Haltestelle zum aussteigen, und dann fängt es auch noch an zu regnen. Es nervt!! Bei Regen schleiche ich durch die Altstadt, die bei Sonne ganz entzückend sein könnte und gönne mir für den Rückweg ein Taxi.

 

2015 08 29

 

Gegen Mittag fahre ich über die Grenze nach Polen und habe wieder eine eine neue Währung und eine Zeitverschiebung von 1 Stunde. Mein erstes Ziel ist Mikolajki, hier endete vor 10 Jahren unsere Krutynia-Paddeltour. Doch zunächst führt mich mein Navi zu einem anderen Mikolajki. Glücklicherweise kein allzu großer Umweg. Als ich das "richtige" Mikolajki erreiche, erkenne ich zunächst nichts wieder. Wie hat sich das Städtchen in dieser Zeit verändert! Ein bisschen touristisch war Mikolajki schon damals, doch jetzt reiht sich an der Uferpromenade ein Restaurant ans nächste und die Stadt ist voller Touristen. Ich gönne mir ein paar Kartoffelpuffer mit Pfifferlingen in Sahnesoße und flüchte nach Sorkwity  an den idyllischen See. Der C-Platzbetreiber begrüßt mich mit einem herzlichen Lächeln, er hat mich noch wiedererkannt und ich brauche mich gar nicht erst anzumelden. Ich stelle mich wieder auf den schon vertrauten Platz, schnappe mir meinen Campingsessel und setze mich auf den Steg ans Wasser. Bald komme ich mit Heike und Evi ins Gespräch, die hier morgen eine mehrtägige Kajaktour starten wollen. Wir verklönen den Abend auf dem Steg bis uns die Kälte in die Mobile treibt.

 

2015 08 30

 

Ein Traumtag! Schon gestern haben mich Heike und Evi gefragt, ob ich nicht Lust hätte, die Krutynia mitzupaddeln. Und als heute morgen dann noch die Sonne schien, habe ich mir auch ein Kajak gemietet, um mit den beiden zumindest einen Tag mitzupaddeln. Die Sonne glitzert auf dem Wasser als wir starten, wir haben leichten Rückenwind und die Landschaft verzaubert uns . Die Krutynia ist ein kleiner Fluß, immer wieder von Seen unterbrochen, der sehr ursprünglich geblieben ist. Seerosenteppiche, Schilfufer, Entenfamilien, Graureiher, viele kleine Wasserhüpfer.  Es ist schon spät im Sommer, die Saison ist hier fast zu Ende, so sind wir fast allein auf dem Wasser. Da der Wasserstand sehr niedrig ist, müssen wir einen ca. 2 km langen Wasserlauf zwischen 2 Seen zu Fuß zurücklegen und die Boote ziehen. Zur Belohnung gibt es kurz dahinter in einer kleinen Bar einen Kawa und ein paar Piroggi und auch noch ein Milky (Eis). Es geht uns einfach sooo gut!

 

Doch wir trödeln ein bisschen und so wird es schon dunkel, bevor wir unseren Biwakplatz, an dem ich abgeholt werden soll, erreichen. Die Telefonnummer von dem C-Platz in Sorkwity erweist sich als falsch. Was nun? Doch die Dame von der Rezeption erreicht meinen C-Platz und der Kajakvermieter macht sich trotz der späten Stunde glücklicherweise noch auf den Weg um mich abzuholen. Ich hab ein schlechtes Gewissen, als wir im stockdunklen nach Hause rumpeln und versuche mein Gewissen mit meiner letzten deutschen Flasche Rotwein zu entlasten.

 

2015 08 31

 

Auf meinem Weg zur Wolfsschanze sehe ich einen Autoservice und kann endlich meine seit Wochen defekte Fahrlichtbirne austauschen lassen. Dafür muss erst der Scheibenwasserbehälter abgebaut werden. Ich bin wieder mal fassungslos, welche Ingenieure haben das Auto so konstruiert, dass man für einen einfachen Glühbirnenwechsel jedesmal in die Werkstatt muss???

 

Die Wolfsschanze ist eines von mehreren Führerhauptquartieren Hitlers gewesen. Sie war die größte Anlage. Ausschlaggebend für die Wahl der Lage war die Nähe zur russischen Grenze und die relative Unzugänglichkeit des Geländes inmitten von Wäldern, Mooren, Seen. Die ganze Anlage war für 2000 Menschen konzipiert und bestand aus 40 verschiedenen Bauten, darunter auch ein Kino! Die Bunker sind alle gesprengt worden, doch die Trümmer liegen noch vor Ort. Es ist wegen Lebensgefahr verboten, diese zu betreten. Mit einem Lageplan in der Hand laufe ich auf gekennzeichneten Wegen in dem Areal herum. Es ist warm, die Sonne scheint durch das Laub hindurch und nimmt der gruseligen Stätte etwas von ihrer Schwere.

 

Auf dem Parkplatz neben mir steht eine Famile aus Schleswig-Holstein, Sohn mit alten Eltern. Sie sind mit VW-Bus und altem Wohnanhänger Richtung Baltikum unterwegs und so tauschen wir erst einmal Reiseerfahrungen und -tipps aus. Der Sohn hat schon beeindruckende Reisen  gemacht. Z.B. mit dem Motorrad einmal quer durch Afrika von Nord nach Süd. Ich bin beeindruckt. Überhaupt haben wir schon so viele interessante Reisende getroffen, eine sehr junge zarte Frau, die mit einem schweren Motorrad einmal rund um die Ostsee gefahren ist, ganz alleine, und im Zelt übernachtet hat oder Couchsurfing gemacht hat o.ä. Auch etliche Radfahrer, die mit schwerem Gepäck Riesentouren bewältigt haben. Hut ab!!!

 

Die wichtigste Wallfahrtsstätte Polens, Swieta Lipka (Heiligelinde), liegt fast auf dem Weg. Sie gehört zu den prachtvollsten Denkmälern des Spätbarock in Polen und ist in der Tat eindrucksvoll. Der Innenraum ist verschwenderisch ausgestattet und hat eine beeindruckende Orgel.

 

Den Rückweg führt mich mein Navi dann über kleinste Straßen vom Feinsten. So hab ich es gerne, Kopfsteinpflaster mit großen Löchern und einer zauberhaften ursprünglichen Landschaft. Dabei hatte ich mich erst heute beschwert, dass der Zauber der Gegend durch die gut ausgebauten Straßen verloren geht. Ob mein Womo das auch so sieht?

 

Als ich zurück zum C-Platz komme ist der Platz menschenleer. Heute am 31.8. sind in ganz Polen die Sommerferien zu Ende. Doch die Temperatur ist noch hochsommerlich, 30 °, und so stürze ich mich als erstes in den spiegelglatten See.  Am Abend werde ich sogar noch zum Co-Chef ernannt, denn der Haupt-Chef muss nach Bienki und dort Boote abholen. So nehme ich die Boots-Rückkehrer in Empfang und kassiere die Miete. :-)

 

2015 09 01

 

Irgendwann geht auch einmal die schöne Zeit in Sorkwity zu Ende :-( Doch ich will mir noch ein wenig Nostalgie genehmigen und fahre zunächst nach Krutyn. Und hier finde ich noch fast alles so vor wie vor 10 Jahren, die Stakboote auf der Krutynia, die Marktstände mit dem Bunzlauer Geschirr und Honig und ganz vielen tollen Schaffellen. Alles für mich alleine. Ich bin die einzige Touristin heute. Ich bin mit dem Wunsch nach Polen gefahren hier möglichst schöne Schaffelle zu kaufen und so nutze ich die Gelegenheit und kaufe mir 3 super dicke, schöne, kuschelige Schaffelle. Sie sind nicht teurer als bei Ikea aber mindestens um den Faktor 10 schöner!!

 

Durch sanft gewellte Landschaft mit viel Wald und Feldern und Einsamkeit geht es auf Nebenstraßen nach Tykocin. Hinter der jüdischen Synagoge finde ich einen sonnigen Parkplatz. Außentemperatur 35,5°. Ich schlendere gemütlich in dem kleinen Ort herum, der zum großen Teil noch Holzhäuser hat und von einer großzügigen Pfarrkirche dominiert wird. Ich spucke einmal in die Narwa, esse leckeren Fisch mit Salat und schaue mir die jüdische Synagoge an. Sie wurde bereits 1642 erbaut und gehört zu einer der wenigen, die nach dem 2. Weltkrieg wieder aufgebaut und restauriert wurden. Sie ist wirklich wunderschön und besonders, auf jeden Fall die schönste, die ich bisher gesehen habe.

 

Über Bialystok (schenke ich mir, zu groß, zu heiß) fahre ich an einen Badesee bei Rybaki. Oh, was freue ich mich nach diesem heißen Tag auf ein kühles Bad! Doch als ich im Badeanzug am Ufer stehe, sehe ich, dass der See voller Grünalgen ist. Eklig. Nun erklärt es sich auch, wieso an diesem superheißen Tag kein Mensch im Wasser ist. :-(

 

Der Platz ist gleichzeitig als Übernachtungsplatz ausgewiesen und am Abend kommt noch ein zweites Wohnmobil hinzu.

 

2015 09 02

 

Mit meinen Nachbarn Gaby und Helmut aus Wien verklöne ich den Vormittag und lasse mich mit Highlighttipps Südpolen versorgen. Wir beschliessen dann, gemeinsam eine Fahrt mit der Schmalspurbahn durch den Nationalpark Bialowieza zu unternehmen. Doch dort angekommen müssen wir leider feststellen, dass am Mittwoch keine Fahrten angeboten werden. Schade.

 

Die beiden machen sich auf den Nachhauseweg und ich fahre ins Nationalpark-Zentrum. Der Bialowieza Nationalpark, der sowohl auf polnischen als auch auf weißrussischem Gebiet liegt, ist 47 qkm groß und Unesco Weltnaturerbe. Er ist ein Urwald und hier leben Wisente, Tarpane (polnische Waldpferde), Eulen, Auerhähne, Störche. Ein Wildpark, in dem man diese Tiere ebenfalls beobachten kann, ist angeschlossen.

 

Nach dem Besuch des Wildparks entschliesse ich mich weiter gen Süden zu fahren und habe mir als Ziel Lublin ausgeschaut. Ich durchfahre viele kleine Straßendörfer, die überwiegend aus Holzhäusern bestehen. Zu vielen Dörfern gehören Kirchen, christliche oder russisch-orthodoxe, wobei die Kirchen einen Wohlstand ausstrahlen, mit dem die Behausungen der Menschen bei weitem nicht mithalten können.

 

Die Fahrt zieht sich lange hin. Bei jedem Dorf muss die Geschwindigkeit auf 50 oder sogar 40 kmh reduziert werden, bei jeder Abzweigung auf 70 kmh. Dazwischen kann ich 90 kmh fahren.......wenn nicht gerade ein Trecker vor mir ist. Als es langsam dunkelt erreiche ich Lublin. Leider existiert der im ADAC-Führer von 2011 angegebene Stadt C-Platz nicht mehr. Doch ich darf auf dem Parkplatz eines Restaurants beim Yachthafen übernachten.

 

2015 09 03

 

Ich habe eine wunderbar ruhige Nacht auf auf dem Restaurant-Parkplatz verbracht. Ein leichtes Gewitter und der aufkommende Regen haben mich in den Schlaf gelullt.

 

Am Morgen bewege ich mein Womo Richtung Innenstadt Lublin und finde direkt an der Altstadt einen tollen Parkplatz. Lublin, die größte polnische Stadt östlich der Weichsel ist eine Perle! Es ist Markttag und auf dem Hauptmarkt in der Altstadt sind alle kulinarischen Schätze Polens ausgebreitet: Würste, Schinken, Backwaren, Käsespezialitäten, Backwaren, Süßes. Smaczny! Ich erlaufe die Altstadt mit den mittelalterlichen Gassen und den vielen Kirchen. Doch das besondere ist die Burg mit der Dreifaltigkeitskapelle, ein Unesco-Weltkulturerbe. Das Gewölbe ruht auf einem einzigen Pfeiler und ist vollständig mit byzantinisch-russischen Wandmalereien bemalt. Wunderschön!

 

Weiter führt mich mein Weg - langsam - langsam - durch die polnische Provinz, die recht wohlhabend aussieht, bis nach Sandomierz. Doch bevor ich dort ankomme, muss ich einmal die Weichsel überqueren. Diesen Dienst übernimmt eine kleine Fähre. Als ich sehe, wie klein sie ist, zweifele ich, ob sie mich überhaupt mitnehmen können. Doch die beiden Fährleute sehen kein Problem. So steuere ich als einziger Passagier auf das kleine Gefährt und ruckzuck sind wir für 40 Zloty am anderen Ufer.

 

2015 09 04

 

Auch Sandomierz ist ein Schätzchen, das als historisches Museum unter freiem Himmel betrachtet werden kann - selbst an einem Regentag. Ich gebe dem Vormittag noch eine Chance, sich aufzuhellen. Das klappt leider nicht. So mache ich mich denn bei feinem Sprühregen auf den Weg, den Ort zu erkunden. Neben Toren, Kirchen, Rathaus und Bürgerhäusern weist der Ort eine Besonderheit auf: ein 500 m langes unterirdisches Netz von Kellern, Hohlräumen und Gängen, die einst zu Wehr- und Geschäftszwecken errichtet wurden. Ich schliesse mich einer obligatorischen polnischen Führung an, verstehe leider kein Wort, doch studiere ausgiebig die polnische Sprachmelodie. Unglaublich, dass sich diese Sprache lernen lässt!

 

2015 09 05

 

Auch heute morgen liegt Sandomierz unter einer dichten Wolkendecke. Das macht nicht gerade Lust auf die Ostkarpaten :-( Ich plane um und mache ich mich auf den Weg nach Krakau. Die Landstraße 79 besteht gefühlt nur aus Ortschaften, so komme ich nur mit Tempo 50 voran. Doch als ich in Krakau einfahre, löst sich die Wolkendecke auf und die Sonne blitzt hervor. Krakau präsentiert sich auf den ersten Blick als sehr großzügig angelegte und freundliche Stadt und ich finde schnell den Weg zu dem Stadt C-Platz Clepardia. Einchecken, Stadtinfos einsammeln, Essen, Kaffepause und dann mache ich mich mit Bus und Straßenbahn auf den Weg.

 

Krakau ist ein Gesamtkunstwerk, das von der Unesco zu einer der 12 bedeutensten historischen Städte der Welt eingeordnet wurde!!! Allein im Zentrum gibt es über 140 Kirchen! und ca. 5.500 denkmalgeschützte Gebäude! Krakau hat eine der ältesten Universitäten Europas und ist auch heute noch eine quirlige Stadt mit vielen Studenten. So viele Jugendliche hab ich selten auf einen Haufen gesehen, ich hab das Gefühl jeder polnische Schüler muss einmal im Leben einen Klassenausflug nach Krakau gemacht haben. Oder liegt es daran, dass heute Weltjugendtag ist? Auf dem großen Hauptmarkt hat sich eine Gruppe junger Leute versammelt und macht spontan eine Tanzvorführung. Toll!

 

Ich erlaufe den Hauptmarkt und die von ihm abgehenden Gassen, bummele durch den Tuchmarkt und ersteige den Wawel, der sich 25 m über dem Weichselknie erhebt und Polens Nationalheiligtum Nr. 1 ist und auf dessen Plateau Schloss und Kathedrale thronen. Imposant!

 

2015 09 06

 

Inzwischen bin ich schon recht vertraut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Krakau und mache mich auf den Weg zu der Fabrika Oskara Schindlera, die heute als Museum betrieben wird und übrigens auch die Kulisse für den Film Schindlers Liste war. Ich laufe stundenlang durch die Gänge und schaue viele Fotodokumente und Originalaufrufe der Nazis in deutsch an. Besonders diese Aufrufe an die Polen und die jüdische Bevölkerung machen deutlich mit welcher brachialen Macht die Nazis hier herrschten und dass es kein Entkommen gab. Auf einem Plakat wird ein Ausflug zu den Gaskammern angeboten, der demonstrieren sollte, wie "human" im Gegensatz zu den Bolschewiken, die Nazis ihre Feinde erledigen. Ich kann es kaum aushalten.

 

Über die Weichselbrücke laufe ich anschliessend ins jüdische Viertel und lasse mich durch die Gassen treiben, schaue mir eine Synagoge an. Die jüdischen Synagogen sind oft sehr schlicht und von außen manchmal schwer zu erkennen.

 

Noch einmal ersteige ich den Wawel, werfe einen Blick in die Kathedrale ( welch ein Prunk!) und in den Innenhof des Schlosses, bevor ich mich durch die Altstadtgassen und über den Hauptmarkt wieder auf den Weg zum C-Platz mache. Inzwischen weht ein heftiger Herbststurm und immer wieder gibt es kleine Schauer.

 

2015 09 07

 

Am Morgen zeigt der Himmel eine graue Wolkendecke und


 

 Folge dem Traum, der Dich ins Weite führt,

 folge dem Lichtspiel der Sonne,

 folge dem Klang fremder Lieder,

 bis Du ans Tor gelangst:

 WILLKOMMEN in der Welt!

 aus Kirgisien