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2014 Marokko Teil 2

    

 

01.04.2014                                                Tages-km 0

Nach dem Frühstück machen Ellen und ich uns auf den Weg zur Kasbah. Wir haben für die Kinder Hefte, Filzstifte und Seifenblasen eingepackt und für die Familie kleine Einkaufstaschen und Gelstifte. Auf der Kasbah angekommen, werden wir freudig begrüßt und in die Küche gebeten. Es wird Tee serviert  und Gebäck. Mit dabei ist Eric, ein französischer Bauer, der sich mit Land- und Milchwirtschaft auskennt und seit vielen Jahren ein Freund der Familie ist und die ansässigen Ziegenbauern bei der Produktion von Milchprodukten berät und unterstützt.  Eric spricht auch englisch und so ist auch für mich die Verständigung etwas einfacher. Kelltouma  bietet an, uns die Hände mit Henna zu bemalen und so lassen wir uns jeweils ein wunderschönes Hennamuster auf die rechte Hand malen. Die ganze Familie sitzt dabei und bewundert das Werk. Anschließend werden wir in dem Anwesen herumgeführt und besichtigen den Stall mit den 3 Kühen und diversen Ziegen sowie den Raum mit dem Brotbackofen. Den scharfen Kettenhund hält Kelltouma sicher am Halsband. Im Innenhof sitzt ein Falke mit einem gebrochenen Flügel. Der Flügel wurde absichtlich gebrochen. Der Falke ist sozusagen ein Haustier, das Mäuse und Schlangen fängt. Auch Schildkröten werden uns präsentiert. Fatima, die Mutter von Kelltouma, sitzt vor dem Stall und zerkleinert Salzbrocken für die Kühe. Es gibt keinen Strom und kein fliessendes Wasser. Im Hof steht ein offener Wasserbehälter, in den das in Kanistern herbeigeschaffte Wasser gegossen wird. Die Familie hatte mal eine Batterie, aber die ist kaputt und die kleine Solarplatte spendet im Winter leider nicht die erforderliche Energie. Mohamed baut Häuser, doch er ist nicht angestellt und hat nicht immer Arbeit. Sein Tageslohn beträgt 18 Euro. Wir fragen Eric, ob die Familie sich über Kleidung freuen würde, denn wir haben uns nicht getraut so ungefragt Kleidung anzubieten. Doch Erik versichert uns, dass Kleidung sehr willkommen wäre.

So mache ich mich also am Nachmittag noch einmal mit Kleidungsstücken auf den Weg zur Kasbah. Mit 2 großen Tüten laufe ich an der Straße entlang, als ein Motorrad-LKW hält und anbietet, mich mitzunehmen. Er fährt mich bis zur Kasbah und ich kann ihm nur ein wenig Kleingeld anbieten, das ich in den Taschen habe. Doch das ist ganz ok. Die Familie freut sich sehr über die Kleidungsstücke und wieder wird sofort Tee serviert und selbstgemachtes Brot und Öl und Konfitüre wird auf den Tisch gestellt. Und Mohamed übergibt mir ein Geschenk – 2 kleine Päckchen Zeitungspapier, darinnen Safran, selbst gesammelt von Fatima. Ich bin berührt und beschämt.

Die neben mir sitzende Frau schneidet kleine Wollfäden zurecht und ich werde in den Raum geführt, in dem ein einfaches selbstgezimmertes Teppichknüpfgestell aufgestellt ist. Mit flinken Fingern werden geschickt die orangefarbenen und blauen Wollfäden verknüpft. Fatima bietet an, ich könne ja noch einmal zum C-Platz laufen und meinen Fotoapparat holen und könne dann Fotos vom Brotbacken machen. Doch ich muss leider ablehnen, denn heute hat Reiner uns zu einer kleinen nachträglichen Geburtstagsfeier ins Restaurant eingeladen. So verabschiede ich mich von der Familie, wir nehmen uns alle noch einmal in den Arm und ich verspreche zu schreiben, obwohl keiner lesen und schreiben kann, doch ein Freund, Said, wird vorlesen und sie werden sich freuen.

 

02.04.2014                                           Tages-km 162

Für heute haben wir eine kurze Tor geplant, nur ca. 80 km bis nach Taznakht. Doch dort angekommen, erscheint uns der Ort nicht so einladend, einen C-Platz gibt es dort auch nicht ( wir wollten eigentlich vor dem Polizeigebäude übernachten),  also entscheiden wir, weiter nach Ait Ben Haddou zu fahren. Die Fahrt durch den Antiatlas ist traumhaft schön, die Straße frisch geteert und so brausen wir dahin und haben das Gefühl, dass diese Tour heute die schönste von allen Touren ist, dass die Landschaft, von der wir dachten, nun ist nichts mehr zu toppen, uns wieder überrascht mit Weite und Farben und tollem Licht und wir sind fasziniert und fast traurig, als die Fahrt vorbei ist. Schon am frühen Nachmittag treffen wir auf unserem C-Platz Kasbah du Jardin ein und machen uns nach einem kleinen Kaffee auf in den Ort. Doch dieser Ort ist sehr touristisch - kein Wunder, ist Ait Benhaddou doch Weltkulturerbe - und das gefällt uns nicht so sehr.

Am Abend kommt der Hotelmanager zu uns an die Wagen und lädt uns ein ins Restaurant zu kommen, es gäbe Berbermusik. Reiner hat keine Lust, doch wir 3 Frauen machen uns auf ins Restaurant. 5 Jungen machen Trommelmusik und singen dazu. Es sind irre Rhythmen und alle Gäste im Restaurant klatschen dazu und wippen mit den Knien. Wir lassen uns einen Berber-Whisky (Minztee) bringen und geniessen die tolle Musik und Atmosphäre. Und als wir später zurück zu unseren Wagen gehen ist über uns der Sternenhimmel so weit und klar.

 

03.04.2014                                         Tages-km 0

Wir befinden uns auf ca. 1300 m Höhe. Die Nacht war bitter kalt, nur 3 °, doch als am Vormittag die Sonne heraus kommt, wird es gleich richtig heiß. Nach einem verfaulenzten Vormittag machen wir uns am Nachmittag auf den Weg zu der berühmten Kasbah Ait Ben Haddou. Ait Ben Haddou ist eine der ganz wenigen noch halbwegs gut erhaltenen Lehmbausiedlungen in Südmarokko, die auch für viele Filme als Kulisse diente und wie bereits erwähnt Weltkulturerbe ist. In den Gängen der Kassbah findet sich ein Touristenshop nach dem anderen, doch die Händler halten sich glücklicherweise dezent zurück. Wir steigen die engen Gassen hoch und haben tolle Ausblicke auf die Kasbah, den Ort und die Umgebung. Auf dem Gipfel der Kasbah angekommen, bläst uns der Wind fast von den Füßen und so machen wir uns langsam wieder an den Abstieg und schlendern durch den Ort zurück zu unserem C-Platz.

Am Abend laden uns die Jungs vom C-Platz wieder ins Restaurant ein. Diesmal sind wir neben 2 jungen Mädchen die einzigen Gäste. Im Kamin brennt ein wärmendes Feuer und nach kurzer Zeit legen die Jungs wieder los mit Trommelmusik. Bald darauf drücken sie auch uns Trommeln in die Hand und gemeinsam sitzen wir ums Feuer und versuchen dem Rhythmus der Trommler zu folgen. Die Jungs sind gut, manche so gut, dass die Bewegungen so schnell sind, dass wir ihre Hände kaum sehen können. Irgendwann fangen sie an zu tanzen. Als wir uns verabschieden trommeln sie weiter, sie machen die Musik nicht für die Touristen, sondern in erster Linie für sich selbst.

 

04.04.2014                                         Tages-km 185

Heute wollen wir Richtung Erg Chagaga fahren, doch unser C-Platz Nachbar hat uns einen Abstecher in die Berge empfohlen und so fahren wir zunächst einmal in die entgegengesetzte Richtung unseres Tagesziels und werden durch wunderschöne Bilder belohnt. Dann geht es weiter auf der N9, über Quarzazate und Agdz bis zu unserem Tagesziel, dem C-Platz Fam Chenna bei Tinsouline. Wieder tauchen wir ein in die atemberaubende Bergwelt des Antiatlas, die sich heute rauer und dunkler als in den letzten Tagen darbietet. Anschließend durchfahren wir das Draa-Tal, eine der zwei großen Flußoasen am Nordrand der marokkanischen Sahara.

 

Auf unserem C-Platz stehen wir unter Palmen, bei 30 °, ca. 20 ° mehr als heute morgen! Reiner hat noch eingefrorenen Wolfsbarsch an Bord und so gibt es wieder eine der berühmten Fischpfannen, die wir in Gemeinschaftsarbeit herstellen.

 

05.04.2014                                         Tages-km 140

Heute geht die Fahrt nur nach Süden. Die Landschaft ist relativ eintönig, Wüste eben. Was uns auffällt – und das nicht nur heute – sind die vielen Schulkinder und die vielen Schulen, die es in Marokko gibt. Es besteht eine 6-jährige Schulpflicht. Die Kinder sind fast ausnahmslos in Jeans und Pullis und die Mädchen in weiße Schulkittel gekleidet. Manche Mädchen tragen Kopftuch, viele aber auch nicht.  Die Kinder haben oft weite Wege zu ihren Schulen zurückzulegen. Heute nehmen wir 2 kleine Jungen, die am Straßenrand stehen und auf eine Mitfahrgelegenheit warten, mit zu ihrem Heimatort.

 

Ca. 4 Stunden brauchen wir für die  heutige Strecke von140 km, dann erreichen wir unseren C-Platz Iguidi bei MHamid. Edith Kohlbach beschreibt die Anfahrt so: In MHamid bis zum Ende der Asphaltstraße, dann die rechte Piste  nehmen und der mit Steinhaufen markierten Piste folgen. Nun sind wir endlich richtig in der Wüste, um uns herum nur Sand, Sand, Sand, dazu angenehme 30°. Mohamed weist uns die letzte Strecke mit dem Motorrad. Auf dem C-Platz sind wir die einzigen Gäste. Sofort bringt uns Mohamed rote Wollteppiche, die vor den Mobilen ausgerollt werden und den Sand fernhalten sollen und lädt uns zu einem Minztee ins Restaurant ein. Das Haus ist in traditioneller Lehmbauweise gebaut und innen angenehm temperiert. In dem Gastraum gibt es rund um die Wand Bänke, die mit Postern ausgelegt sind. Davor niedrige Tische. Den Boden bedecken viele Teppiche. Heiß und süß wird der Tee serviert und dazu gibt es ein Schälchen mit Datteln.

 

Zu um 20 Uhr haben wir Abendessen im Restaurant bestellt. Im Restaurant ist es finster, Strom gibt es nur über die Solaranlage, gekocht wird bei Kerzenlicht. So holen wir uns eine Kerze aus dem Mobil und warten auf unser Essen. Es dauert eine ganze Weile, doch das Warten lohnt sich. Die Tajine und das Couscous sind super lecker und sehr reichhaltig. Bei den Mobilen sitzen wir anschließend noch bei einem Gläschen Wein unter dem Sternenhimmel und auch Mohamed gesellt sich zu uns.

 

06.04.2014                             Tages-km 0

Um kurz nach 10 Uhr treffen unsere bestellten 4 Dromedare ein und zusammen mit unseren Führern Mohamed und Ahmed reiten wir gut 2 Stunden durch die Wüste. Jeweils 2 Dromedare sind zusammengebunden und die Führer laufen durch die Wüste, während wir auf den Tieren sitzen. Ich bin ein wenig enttäuscht, hatte ich doch am Vortag bei der Bestellung ausdrücklich gefragt, ob wir alleine reiten können. Doch es ist trotzdem schön und wir genießen die Wüstentour! Leider wird Ellen gegen Ende der Tour auf einmal schlecht – der Kreislauf. Sofort führen die Guides die Tiere zu einem nahegelegenen Haus, wo Ellen sich im Schatten hinlegen kann. Und glücklicherweise kommt gerade ein Motorrad auf der nahen Piste gefahren, kurz wird mit dem Fahrer verhandelt und dieser bringt Ellen dann das letzte kurze Stück bis zu unseren Autos zurück.

Den Nachmittag verbringen wir lesend und faulenzend im Schatten.

 

07.04.2014                             Tages-km 100

Als wir heute losfahren wollen streikt Reiners Auto. Die Batterie gibt keinen Mucks mehr von sich. Wir beschließen erst einmal zu warten und hoffen, dass die Solaranlage die Batterie wieder auflädt. Nach einer halben Stunde hat sich noch nichts getan und so fahren wir erst einmal mit meinem Auto nach Mhamid. Heute ist Souktag, vormittags gibt es Lebensmittel (Männersache) und am Nachmittag Kleidung und Haushaltsartikel (Frauensache). Wir stocken unsere Gemüsevorräte auf, kaufen 1 kg Sardinen für umgerechnet 70 Cent und machen uns wieder auf den Rückweg. Doch die Batteriespannung ist immer noch auf 0. Nun fahre ich mein Auto vor Reiners Mobil und wir versuchen es mit Überbrücken. Doch auch dieser Versuch schlägt fehl. Nun verkabelt Reiner (Elektroingenieur !) seine Solaranlage neu und endlich wird die Batterie wieder geladen. Wir warten noch ein wenig auf ausreichende Spannung und der erste Startversuch klappt gleich und los geht’s wieder auf die Piste. Unser heutiges Ziel heißt Zagora und ist nur ca. 100 km entfernt. Unterwegs noch ein Stopp bei einem Keramikladen, denn hier in der Gegend werden Keramiken mit einer besonderen grünen Glasur hergestellt.

Am späten Nachmittag treffen wir auf unserem C-Platz Jardin du Zagora ein, finden zwei wunderschöne schattige Plätze unter Palmen und mit Kiesbelag, werden freundlich vom C-Platz-Inhaber begrüßt, der sogleich zwei Strohteppiche vor den Mobilen ausrollen lässt und uns auf einen Tee einlädt. Die Temperatur beträgt heute 35 °. Am Abend werden die hundert :-) kleinen Sardinen gegrillt, dazu gibt’s frischen Tomatensalat und Moni zaubert aus ihren Vorräten sogar noch eine Flasche gekühlten Weißwein auf den Tisch!

Am Abend gesellt sich der Juniorchef zu uns. Wir spielen gerade Rummy und fragen Mustafa, ob er Lust hat mitzuspielen. Er hat und er lernt die Regeln auch ganz schnell und gewinnt sogar gleich das erste Spiel! Wir können davon ausgehen, dass sich „Bongo“ nun auch in Marokko verbeitet! :-)

 

08.04.2014                             Tages-km 0

Langzeitfahreraktivitäten bestimmen den heutigen Tag. Wir lassen insgesamt 4 Fuhren Wäsche waschen, die bei dem leichten Wind und der Sonne blitzschnell trocknen.

Am Nachmittag gehen wir bummeln in der Stadt, kaufen ein, lassen uns in Touristenshops locken und am Abend sitzen wir noch lange in der lauen Luft zusammen.

 

09.04.2014                             Tages-km ?

Heute ist der Tag der Übersetzungen. Doch der Reihe nach. Fahrt von Zagora nach Ouarzazate. Wir machen einen Zwischenstop in Agdz um frisches Brot ein zukaufen, entdecken einen Schlachter, der sogar einen modernen Fleischwolf hat, lassen uns von schierem Rinderfleisch ein kg Gehacktes herstellen und wie meist versuchen die Inhaber der Touristengeschäfte uns in ein Gespräch zu verwickeln und in ihren Laden zu locken. Doch diesmal bittet mich einer der Verkäufer, nachdem er gemerkt hat, dass ich 1. Deutsche bin und 2. englisch spreche um eine Übersetzung. Er sagt mir also in englisch, was er seinen deutschen Freunden schreiben möchte und ich schreibe auf deutsch in großen Druckbuchstaben die Übersetzung, die er per email weiterleiten möchte – seinen Dank für gesendete Medikamente und Geschenke. Kurz darauf spricht mich der nächste Ladeninhaber an, der auch um eine Übersetzung bittet. Hat sich das so schnell herumgesprochen, dass ich deutsch/englische Übersetzungen mache ? J Brahim hat von seinen deutschen Freunden ein selbstgemachtes Fotoalbum mit deutschen Texten erhalten, und so versuche ich mein Bestes und die Texte Seite für Seite ins Englische zu übersetzen.

Auf der Weiterfahrt ersteigen wir noch 2 verfallene Kasbahs, stocken unsere Weinvorräte in dem bekannten Weinladen in Ouarzazate auf und machen uns dann auf den Weg zu dem von Edith Kohlbach beschriebenen Stellplatz an der Straße nach Tineghir. Der Weg dorthin führt über eine befahrbare Piste. Es ist ein ödes Gelände an einem Stausee, doch was für Farben! Oberhalb des Stausees finden wir einen großen ebenen schwarzen Platz, darunter leuchtet türkisblau das Wasser des Stausees und in der Ferne sehen wir die schneebedeckten Gipfel des Hohen Atlas. Kurz nach uns trifft ein weiteres Womo mit Kieler Kennzeichen auf dem Platz ein. Jürgen und Dagmar, mit denen wir zusammen den Abend verklönen.

 

10.04.2014                                         Tages-km 0

Wir haben inzwischen einen schönen Rhythmus gefunden: 1 Fahrtag, 1 Ruhetag. Heute ist Ruhetag. Wir lesen, relaxen, ich laufe ein Stück um den Stausee herum und krabbele den steinigen Abhang herunter. Man sieht, dass der Wasserstand des Sees oft viel höher ist, um den Wasserspiegel herum ist die Erde aufgebrochen und von einer weißen Salzschicht bedeckt. In dem See schwimmen viele Schildkröten, die jedoch beim ersten Geräusch gleich abtauchen.

Jürgen fährt mit dem Motorrad nach Ouarzazate und bietet an für uns mit einzukaufen. Wir freuen uns über die große Wasserflasche, die er uns mitbringt, denn wir haben bei der Hitze einen enormen Verbrauch.

Den lauen Abend verbringen wir wieder klönend mit unseren Nachbarn vor den Mobilen.

 

11.04.2014                                         Tages-km 158

Wir haben uns einen C-Platz 20 km vor Beginn der Dades-Schlucht als Tagesziel ausgeguckt. Doch als wir dort eintreffen, finden wir auf französisch nur ein Schild vor: kein Wasser, kein Licht, bis bald. Also schmieden wir einen neuen Plan und fahren zunächst einmal 27 km in das Tal der Rosen hinein. Weiter können wir nicht fahren, da die Straße ab dann nur noch für Allradfahrzeuge geeignet ist. Das Tal ist wunderwunderschön, wie überhaupt die Nebenstraßen der Atlasgebirge einen Reiz haben, der sich schwer beschreiben lässt. Das Gebirge überrascht mit vielen verschiedenen Farbtönen, die Siedlungen passen sich farblich der Umgebung an und die Menschen grüßen freundlich, die Kinder winken, nun, viele Kinder betteln auch um Bonbons, Stilos oder Dirham. Was wir allerdings nicht gesehen haben im Tal der Rosen waren Rosen?? Doch auch ohne Rosen war die Tour sehr lohnend!

Zum Übernachten fahren wir dann auf den C-Platz le soleil bleu bei Boumalne am Beginn der Dades-Schlucht.

 

12.04.2014                                         Tages-km 90

Zwar fahren wir heute nur 90 km, doch für diese 90 km benötigen wir den ganzen Tag! Weit, bis Msemrir, fahren wir in die Schlucht des Dades hinein, weiter kommen wir nicht, ab hier ist die Straße nur noch für Allradfahrzeuge befahrbar. Die Straße schraubt sich in Serpentinen in der Schlucht empor und bietet uns grandiose Ausblicke. Unter uns der Dades, der munter plätschert und links und rechts im Tal bewirtschaftete Felder in kräftigem Grün. Es ist Frühling und die Obstbäume blühen weiß, die Bäume zeigen zartes Grün und dazu als Kontrast die schroffen Berge, die hoch aufragen in schwarz,  ocker - hell oder kräftig - und grün. Siedlungen ziehen sich an der Schlucht entlang und die Kinder versuchen uns zu stoppen, weil sie Bonbons, Stilos oder Dirham erbitten wollen. Nach der Serpentinenstrecke, auf dem höchsten Punkt, machen wir einen Stop und gönnen uns in dem Berglokal Timzzillite ein Menü. Das beste Menü, das wir bisher in Marokko hatten und das zu einem fairen Preis. 60 Dirham für einen Salat, Omelett Berbére und Obstsalat!  In Msemrir wollten wir eigentlich auf dem Marktplatz übernachten, doch die Atmosphäre des Ortes gefällt uns nicht und so drehen wir wieder um und nehmen den nächsten C-Platz  in der Schlucht: Berbére de la Montagne als Nachtquartier.

 

13.04.2014                                         Tages-km 96

Der C-Platz in der Schlucht ist zwar wunderschön gelegen, doch es ist eng und viele Womos stehen auf dem Platz, so beschließen wir einen Ortswechsel und machen uns auf den Weg zur nächsten Schlucht: Todhra. Die beiden Schluchten wetteifern darum, welche die gigantischere und eindrucksvollere ist. Wir werden sehen. Bis zu unserem C-Platz Le soleil sind es nur 96 km, so dass wir bereits gegen Mittag eintreffen. Der C-Platz hat einen Pool, das ist bei 33 ° sehr angenehm!!  Nun ist relaxen angesagt.

 

14.04.2014                                         Tages-km 0

Früh sind wir heute auf den Beinen, denn wir wollen eine Oasenwanderung machen und dabei der Mittagshitze weitgehend ausweichen. Die Oase, die von der Todhra gespeist wird, ist riesig, teilweise wie ein Urwald, mit hohen Palmen und wird intensiv bewirtschaftet. Viele Frauen sehen wir bei der Feldarbeit. Wir laufen meist auf den Dämmen des ausgeklügelten Bewässerungssystems. Doch immer wieder enden die Dämme im Nichts und wir müssen uns einen neuen Weg suchen. Irgendwann fragen wir eine entgegenkommende Familie nach dem Weg und der Mann lässt es sich nicht nehmen uns ein Stück zu begleiten und uns sicher über den Fluss, der über etwas glitschigen Steinen zu überqueren ist, zu bringen. Dazu zieht er seine Schuhe aus, krempelt seine Hosenbeine hoch, und hält uns an den Händen, damit wir trockenen Fußes ans andere Ufer gelangen! Wir kramen als Dank unsere restlichen Bonbons für seinen Sohn aus der Tasche.

Eine andere Familie bei der Feldarbeit lädt uns zum Tee ein. Weil Madame meint, wir hätten ihre französische Einladung nicht verstanden, erkundigt sie sich, ob wir auch englisch sprächen und erneuert ihre Einladung in feinstem englisch. Wir sind platt, lehnen die Einladung dieser netten Familie jedoch trotzdem ab, es zieht uns weiter. Als wir die Oase verlassen, finden wir trostlose Randbezirke der Stadt vor. Wir hatten uns auf einen Kaffee und ein Taxi gefreut, das uns zurück zum C-Platz bringt. Die Jungs von der städtischen Müllabfuhr, die uns als erstes begegnen, verstehen leider kein französisch, doch ein paar Jungen, die auf der Straße herumlungern begleiten uns zur Hauptstraße, auf der wir kurz darauf ein Taxi anhalten können. Ich bin immer wieder erstaunt, wie leicht sich in diesem Land alles fügt.

 

15.04.2014                                         Tages-km 58

Wir fahren gemeinsam mit meinem Womo weit in die Todhra-Schlucht hinein. Die Straße wird gerade ausgebaut und die ersten km sind eine einzige Baustelle. Dann folgt der imposanteste Teil der Schlucht, bis zu 300 m ragen links und rechts der Straße die Felswände empor. Leider ist dieser Teil der Schlucht sehr touristisch. Es drängen sich Touristenbusse und die Stände der Händler. Doch nach wenigen 100 m ist dieser Spuk vorbei und wir fahren wohl 20 km durch die imposanten Schluchten der Todhra. Auf einem kahlen Hügel ist ein Souk aufgebaut. Unsere Gemüse- und Obstvorräte sind total aufgebraucht, da kommt uns dieser Markt gerade gelegen. Doch bevor wir zum Souk können, kommen erst einmal scharenweise die Kinder angelaufen. Diese Berggegend ist arm und abgelegen und so verschenken wir Hefte und Filzstifte an die Kinder, doch es werden immer mehr Kinder und für alle reicht der Vorrat nicht. Umrahmt von einer großen Schar von Kindern erledigen wir dann unsere Einkäufe und sind die Attraktion des heutigen Markttages.

 

16.04.2014                                         Tages-km 85

Fahrt nach Goulmina. Auf dem C-Platz Les Tamaris lassen wir uns nieder. In der Sonne zeigt das Thermometer 45 ° an. Glücklicherweise hat der C-Platz einen swimmingpool!  Reiner und ich (Assistenz) reparieren das Rollo am Küchenfenster, das sich nicht mehr schließen lässt. Dazu müssen wir die Fensterverkleidung abmontieren. Es geht wieder, doch es schwächelt. :-)

 

17.04.2014                                         Tages-km 85

Über Michelle, die französische C-Platz-Inhaberin, haben wir einen Führer gebucht. Fouad erscheint pünktlich um 9:00 Uhr und gemeinsam laufen wir 4 Stunden durch Goulmina. Zunächst einmal führt Fouad uns durch die Oase. Unter Palmen wächst Getreide und Alfalfa. Das Alfalfa ist reif zum Ernten und die Frauen schneiden und bündeln es und schleppen es dann in einem großen und schweren Bündel nach Hause. Es wird als Viehfutter für Kühe und Schafe genutzt. Auf einer großen Palme entdecken wir hoch oben einen Mann, der barfuß und ungesichert dort oben arbeitet. Er bestäubt die Palmen und entfernt die vertrockneten Blätter. Als er uns entdeckt, klettert er schnell mal runter und begrüßt uns mit Handschlag. Fouad erzählt uns, dass der Mann für diese gefährliche Arbeit 2 Euro pro Palme erhält. Wir sind betroffen über die Arbeitsbedingungen, der Job erscheint uns megagefährlich und der Mann ist nicht mehr jung, doch Ellen meint, er hätte aufgrund seines Alters ja viel Erfahrung.

Weiter geht die Tour zum Ksar. Ein Ksar ist ein Wehrdorf und dieser Ksar ist schon ca. 900 Jahre alt. Hier drinnen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Wir laufen durch enge und stockfinstere Gassen. Das Wehrdorf ist hoch gebaut, unten sind weitgehend die Ställe für die Tiere und in den oberen Stockwerken wohnen die Menschen. Die Gassen sind bevölkert von Frauen, die Wasser von einem nahegelegenen Brunnen nach Hause tragen und vielen Kindern. Wir werden mit Interesse betrachtet und freundlich gegrüßt.

Ellen hat Fouad nach einem Friedhof gefragt und wir laufen lange durch die Oase, bis wir neben dem trockenen Qued (Flußbett)auf einem kahlen und trockenen Hügel den Friedhof vorfinden, den wir als solchen ohne Führer nicht erkannt hätten. Lediglich ein paar senkrecht aufgestellte Steine weisen darauf hin, wo hier ein Leichnam mit Kopf und Füßen gebettet wurde.

Nun brauchen wir erst einmal einen Kaffee. In der Neustadt finden wir ein nettes Lokal und anschließend schlendern wir durch die belebten Geschäftsstraßen mit vielen kleinen Läden zurück zum C-Platz.

 

18.04.2014                                         Tages-km 90

Von Goulmina biegen wir auf die als Piste gekennzeichnete Straße Richtung Erfoud, die inzwischen allerdings wunderbar ausgebaut wurde (Danke Thomas, für den Tip!)

Im Ort El-Giffate ist gerade Souktag und die Straße führt mittendurch den Souk. Langsam fahren wir durch die Menschenmenge hindurch und stürzen uns dann auch noch ins Getümmel. Das Obst und Gemüse, das wir auf dem Souk kaufen ist unglaublich preiswert, für 1 kg Paprika zahlen wir z.B. umgerechnet 30 Cent.

Einen weiteren Stop machen wir im Bivouac les Touareg bei Bachir. Hier sind ca.900 Jahre alte Bewässerungsstollen( Foggara), teilweise bis zu 30 m tief, wieder ausgegraben worden. Man kann sie begehen, sie wurden nett mit Kerzen ausgeleuchtet, doch Wasser führen sie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Ein Minztee ist in dem Eintrittspreis von 10 Dirham auch noch inclusive. Bachir versucht uns zu Bleiben zu bewegen, doch die Gegend ist unheimlich trocken und vollkommen ohne Bewuchs und somit schattenlos. Das ist uns bei 35 ° zu heiß.

Der Camping-Platz Tifina, 8 km von Erfoud Richtung Rissani, ist unser heutiges Ziel. Er ist wunderschön angelegt, hat ein schattenspendendes Schilfdach für unseren Stellplatz und den schönsten Pool der bisherigen Reise. (Auch die schönste Dusche! Hier funktioniert der Duschkopf und das Wasser kommt angenehm temperiert aus der Leitung!) Bei 35 ° weht ein laues Lüftchen und wir geniessen das Schattendach und den Pool.

Wir sitzen am Abend gerade beim Essen, da bekommen wir Besuch: Bachir vom Bivouac les Touareg und wir trinken noch ein Glas Wein zusammen.

 

19.04.2014                             Tages-km 60 km

Der Weg in die Erg Chebbi, eines der zwei Sandwüsten-Gebiete Marokkos, ist nicht weit. In Rissani machen wir einen Stop und fotografieren das schönste Stadttor Marokkos und kaufen außerdem ein: Wasser, Brot und eine neue Internetkarte. Dann fahren wir bei Merzouga auf den angeblich schönsten C-Platz bei den Dünen: La Chance. Der Platz ist wirklich schön! Wir stehen direkt an den Dünen unter zwei großen Palmen, die die Hitze von 37,5 ° einigermaßen erträglich machen. Auch ein schöner großer Pool ist vorhanden. Doch am frühen Nachmittag verdunkelt sich die Luft: ein Sandsturm. Wir schliessen alle Fenster und Türen der Womos und setzen uns windabgewandt nach draußen. Hier ist es noch am ehesten auszuhalten, drinnen ist es unerträglich heiß. Der Sturm dauert viele Stunden und hüllt alles in eine dunkle Staubwolke ein: die Sanddünen verschwinden im Sandnebel und auf allem liegt binnen kürzester Zeit eine feine Sandschicht, selbst drinnen im Womo. Da wir bei dem Sturm nicht kochen können bestellen wir Essen im Restaurant und verbringen auch den Abend dort. Beim Rummyspielen gesellt sich Hassan zu uns, einer der Angestellten der Anlage, und gemeinsam verbringen wir einen Spieleabend und leeren eine Flasche Rotwein.

Die Nacht verbringen Moni, Ellen und ich dann auf einer der Liegen am Pool, denn drinnen im Womo ist es vor Hitze nicht auszuhalten.

 

20.04.2014                             Tages-km 0

Um 10 Uhr sind wir mit Hassan verabredet, der uns zunächst durch eine Oase und dann durch sein Heimatdorf führt. Es ist immer schön, durch Oasen zu laufen, die Temperatur ist angenehm und die Vegetation üppig. Doch kaum verlassen wir die Oase, ist alles öde, sandig und gelbgrau. In Hassans Dorf werden wir in eine Kooperative geführt. Hier werden Teppiche, Kleidung, Schmuck etc. verkauft, die in der Region hergestellt werden und ich erstehe eine wunderschöne Gandara (Schlabberkleid).

Am Nachmittag laufen Moni, Reiner und ich in die Dünen. Wir kraxeln die Sandberge rauf und runter. Es ist ganz schön anstrengend, aber auch wunderschön. Eine ganze Weile sitze ich auf einer hohen Düne und lasse mich von dem heißen Wind umwehen und geniesse die Aussicht.

Am Abend sind wir von Hassan eingeladen zum Grillen. Hassan hat Hähnchenfleisch mariniert mit Zitrone, Zwiebeln und Kräutern und es ist köstlich!  Und nachts laufen wir gemeinsam in die Dünen und betrachten den Sternenhimmel.

 

21.04.2014                             Tages-km ?

Eigentlich wollten wir noch einen Tag bleiben, doch Ellen und Moni geht es heute nicht so gut und so entscheiden wir, aus dem Sandnebel zu flüchten.

Da wir sämtliche Weinvorräte aufgebraucht haben, fahren wir zunächst nach Errachidia, dort kennen wir einen Laden mit der Konzession zum Alkoholausschank. Doch als wir dort um 13:30 Uhr ankommen, ist Mittagszeit und alles ist geschlossen. Erst um 16 Uhr soll der Laden wieder öffnen. Was solls, wir warten. Wir nehmen einen Imbiss im Restaurant zu uns, schlendern durch den Souk und um 16 Uhr stehen wir vor dem Alkoholladen. Der ist immer noch geschlossen. 4 sympatische junge Männer sprechen uns an. Sie kennen noch einen anderen Alkoholladen und bieten uns an, zusammen mit uns dorthin zu gehen und für uns zu „marokkanischen“ Preisen einzukaufen. Wir stellen uns alle mit Namen vor und damit wir die Weinflaschen nicht so weit tragen müssen, laden wir die jungen Leute mit ein ins Auto. Der Wein wird gekauft, die Jungs erhalten zum Dank alle noch eine Dose Bier und einen Kuli aus Allemagne und wir fahren weiter. Ellen will kurz darauf ein Foto machen….. doch der Apparat ist weg. Alles wird durchsucht, die Tasche, das Auto. Der Apparat ist verschwunden. Ellen ist zum Heulen zumute. Viele, viele Fotos sind nicht gesichert gewesen,  der Apparat gehörte ihr gar nicht, sondern war eine Leihgabe von Moni und außerdem hat sie nun keinen Fotoapparat mehr. Doch genau so schwer wiegt das verlorene Vertrauen. Wir haben bisher so viel Freundlichkeit von den Marokkanern erlebt und nun dieser dreiste Diebstahl. Wir sind alle erschüttert.

Traurig fahren wir zu unserem C-Platz Jurassic-Parc im Tal des Ziz. Und das Wetter weint auch. Am Horizont braut sich ein mächtiges Unwetter zusammen und dann fängt es an zu regnen und die Temperatur fällt auf 10,5 °, mehr als 20 ° weniger als gestern.

 

22.04.2014                             Tages-km 131

Zunächst einmal fahren wir zum Zwecke der Versorgung nach Rich, denn da wir 2 Tage auf der sehr abgelegenen Olivenfarm von Thomas Friedrich verbringen wollen, müssen wir uns bevorraten. Rich ist ein sehr lebendiges Städtchen mit wunderschönen Stadttoren. Wir laufen durch den Souk und entdecken einen kleinen Fotoladen, der sogar so eine ähnliche Kompaktkamera hat, wie die gestohlene. Wir verhandeln und Ellen kauft die kleine rosa Samsung-Kamera. Doch plötzlich entdeckt Reiner, dass der Laden auch ein recht vielseitiges Angebot an Akkus hat. Ich laufe zurück zum Womo, hole Ellens Fotoapparat, bei dem der Akku verloren gegangen ist. Zurück im Souk müssen wir feststellen, dass keiner der vorhandenen Akkus passend ist, doch der Ladenbesitzer schickt einen Laufjungen zu einem anderen Laden und siehe da, ein passender Akku findet sich. Ellen kann problemlos den Kauf der rosa Samsung-Kamera rückabwickeln ( pas de problem) und kann nun glücklicherweise wieder eigene Fotos machen!

Gut 90 km fahren wir durch durch ödes, doch wunderschönes Wüstengebiet, rechts und links von Bergzügen begleitet, bis wir bei der Olivenfarm eintreffen. Wir begrüßen Alis Familie, seine Frau, die Schwiegermutter und die 7 Kinder. Ali ist der Verwalter der Farm. Für die Kinder haben wir Bälle mitgebracht, die diese auch gleich eifrig nutzen, und Süßigkeiten. Die Kinder stellen sich alle auf deutsch vor: Fatma, Sarah, Nokia, Lahcen, Youssef, Jamila ….. und schenken uns selbstgemalte Bilder. Für die Kleiderkammer von Thomas haben wir auch Einiges mitgebracht. Die Kleiderspenden verteilt Thomas an bedürftige Beduinenfamilien.

Ich sitze am Abend schon im Womo, da kommt Lahcen mit Fatma und bittet um Hilfe. Ihr rinnt das Blut aus Nase und Mund und die Kinder sind ganz panisch. Ich setze Fatma auf den vorderen Autositz, bringe sie zum Liegen, packe ihr einen nassen, kalten Waschlappen  ins Genick, säubere ihr Gesicht und beruhige die Kinder. Bald  steht die ganze Familie vor dem Womo und alle schauen neugierig, was ich so mache. Die Blutung ist bald gestillt und Fatma kann mit ihrer Familie wieder nach Hause gehen.

 

23.04.2014                             Tages-km 0

Am Vormittag machen Moni, Reiner und ich eine Wanderung in der einsamen und wunderschönen Wüstengegend. Als wir wieder zum Womo zurückkommen, kommt ein alter Mann zu uns und zeigt auf seinen Arm. Er hat am Oberarm eine Beule und möchte medizinische Hilfe. Anscheinend hat sich die „Wunderheilung“ Fatmas schon herumgesprochen. Ellen bringt ihn dazu, seine Jacke auszuziehen und ich untersuche seinen Arm. Die Beule sieht nicht entzündet aus, ist klar abgegrenzt und er hat auch keine Schmerzen. Vielleicht eine Fettgeschwulst? Ich trage eine Salbe auf und lege einen Mullverband an und er scheint zufrieden und bittet mit Gesten noch um eine weitere Mullbinde zum Mitnehmen. In einem kleinen Gefäß gebe ich ihm auch noch etwas Salbe mit. Kann ja nicht schaden. :-)

 

24.04.2014                             Tages-km 111

Bevor wir uns auf den weiteren Weg machen, kaufen wir erst einmal von Thomas´ selbstgemachtem Olivenöl, den Liter zu 40 Dirham (4 Euro). Wir verabschieden uns von Ali und seiner Familie, die Kinder bringen uns noch jeweils ein Glas mit Tee ans Mobil und wir sind wieder auf der Straße. Da es Reiner heute magenmäßig nicht so richtig gut geht, fahren wir nur eine kurze Strecke bis zum Jurassic-Parc-C-Platz, auf dem wir vor 3 Tagen schon einmal übernachtet haben und relaxen den Rest des Tages. Mit Oskar mache ich eine schöne Wanderung im Tal des Ziz.

 

25.04.2014                             Tages-km 174

Für die heutigen 174 km sind wir fast den ganzen Tag auf der Straße.  Die Tour führt uns über Rich durch den hohen Atlas, entlang der Queds Ziz und Taribant bis nach Imilchil zum Lac de Tisli. Wir erleben einen Rausch der Farben, die Berge sind von einem hellen Orange und im Tal begleitet uns  das Quietschgrün der langgestreckten Oasen.

Bei einem Stop werden wir von einer Gruppe schottischer und nordirischer Motorradfahrer angesprochen, ob wir englisch sprächen. Ein bisschen. Sie sprächen auch ein bisschen englisch meinen sie. J Wir tauschen uns aus, die Jungs (in unserem Alter ) sind sehr lustig. Sie haben nur 14 Tage Urlaub incl. An- und Abreise und schaffen in diesen 14 Tagen fast ganz Marokko. Respekt!

Am Lac de Tisli finden wir einen wunderschönen C-Platz. Wir werden von Madame mit Handschlag begrüßt und mit heißem Tee und Keksen und Erdnüssen willkommen geheißen.

Am Abend kommt Claudio, ein italienischer Radfahrer,  zu uns und bittet darum, über meinen PC ins Internet zu dürfen. Er fährt in 14 Tagen 1600 km in den marokkanischen Bergen!! und möchte über Facebook zu seinen Radfahrerkollegen Kontakt aufnehmen. Er erzählt mir von seinen Schwierigkeiten mit seinem Allerwertesten und spontan schenke ich ihm den auf einem Souk erworbenen sehr plüschigen, sehr marokkanischen, doch dick gepolsterten Sattelüberzug. Er ist gerührt und echt dankbar und ich stelle mir vor, wie sich der Plüschüberzug wohl so auf einem Hightech- Rennrad macht. J

 

26.04.2014                             Tages-km 121

Wir befinden uns ziemlich hoch in den Bergen und haben heute morgen nur eine Außentemperatur von 7,5 °.

Madame Malika bringt uns zum Frühstück noch warmes Berberbrot an die Womos und als wir anschließend zum Bezahlen gehen, herzt und küsst sie uns zum Abschied. Das ist hier wirklich eine sehr besondere persönliche Atmosphäre!

Wir entscheiden uns eine Strecke durch den hohen Atlas zu fahren, die zum großen Teil als Piste gekennzeichnet ist, allerdings mit einem grünen Strich, also eine landschaftlich schöne Strecke. Und wie schön sie ist, die Strecke nach Boumia! Wir können uns an der Landschaft gar nicht satt sehen. Die Farben sind heute ganz anders als gestern. Heute überwiegen grau und braun, kombiniert mit hellzartem pappelgrün . Die Gegend wirkt sehr arm und sowie die vielen Kinder unsere Mobile entdecken kommen sie von weither angerannt und hoffen auf ein paar Bonbons und Stilos. Viele bitten mit Gesten auch um Schuhe oder Kleidung. Gegen Mittag sind alle unsere Vorräte aufgebraucht. Manche Kinder bitten auch um etwas zum Essen und freuen sich über das Brot, das wir ihnen schenken. Doch leider sind die Kinder – vor allem, wenn sie in Mengen auftauchen, äußerst rabiat.

Die als Piste gekennzeichnete Straße war eigentlich ganz prima, doch als wir anschließend auf eine Landstraße 3. Ordnung kommen, wird es richtig kriminell. Hier sieht es aus, als ob ein Erdbeben stattgefunden hat. Große Teile der Straße sind weggebrochen, aus den Bergen sind große Schottermassen ins Tal gerutscht. Tiefe, zum Teil mit Wasser gefüllte Löcher, bedecken die Piste und Ellen läuft zeitweise vor dem Womo her, um die Wassertiefe der Löcher zu prüfen. Doch wir schaffen es, die Schotterpiste hinter uns zu bringen, ohne von der Straße zu rutschen!

Ca. 20 km vor Boumia biegen wir in einen Feldweg ab und schlagen hier unser Nachtlager auf, denn C-Plätze gibt es in dieser Gegend nicht. Die vorbeikommenden Hirten grüßen freundlich und neugierig.

 

27.04.2014                                         Tages-km

Mich hat eine Erkältung erwischt mit Halsschmerzen, Schnupfen und so machen wir nur eine kurze Tour. Der zunächst angepeilte C-Platz Timnay an der Straße nach Midelt ist komplett ausgebucht und so fahren wir weiter zur Auberge Jaafar, sehr schön und ruhig gelegen mit Bergkulisse im Hintergrund. Leider nervt eine Gruppe Halbwüchsiger sehr.

 

28.04.2014                                         Tages-km 184

Weil die letzte Tour durch die Berge soo schön war, wollen wir noch einmal quer durch die Berge nach Khenifra fahren. Und die Tour auf der R …. ist auch wunderschön, doch so ganz anders als wir uns das vorgestellt hatten. Inzwischen sind wir etwas weiter Richtung Norden gekommen und die Landschaft wird immer grüner und fruchtbarer und erscheint auch wohlhabender. Teilweise fahren wir durch Waldgebiete und fühlen uns in heimische Gefilde versetzt.

Kurz hinter Boumia sehen wir viele Leute einen Hügel hinauf laufen. Also parken wir die Mobile und laufen mit. Ein riesiger Souk erwartet uns mit : Möbeln, Kleidung, Haushaltsgegenständen und Lebensmitteln und wir versorgen uns für die nächsten Tage. Diese Souks sind jedes Mal ein Erlebnis und jedes Mal anders. Das ist nicht wie mal eben ein Einkauf bei Aldi. J

Hinter Khenifra biegen wir rechts auf eine kleine Straße Richtung Berge ab und kurz bevor wir zu unserem angepeilten Stellplatz an einem See kommen, sehen wir auf einer Lichtung ein bekanntes Auto stehen und da kommen uns auch schon Dagmar und Jürgen (Globetrottel) entgegen, mit denen wir auf einem freien Stellplatz hinter Ouarzazate zusammen gestanden haben. Ein kurzer Plausch, doch wir wollen weiter zu unserem  See und finden dort auch ein wunderschönes Plätzchen vor. Außer uns steht dort nur noch ein französisches Pärchen mit einem Riesen-LKW. In den Abend begleitet uns dann ein phantastisches Froschkonzert.

 

29.04.2014                                         Tages-km 0

Weils hier so schön ist legen wir einen Schlampampitag ein. Nach dem Frühstück machen Moni, Reiner und ich uns auf zu einer See-Umwanderung. Das angesammelte alte Brot nehmen wir für die Schafe zum Verfüttern mit. Doch schon nach kurzer Zeit kommen uns aus dem Wald lauter Affen entgegen und wir verfüttern das ganze für die Schafe gedachte Brot und Melonenschalen an die Affen. Die Herde besteht aus einigen alten Tieren und vielen Jungaffen. Die Jungen haben es schwer, etwas zu ergattern, denn die Alten sind gierig und rücksichtslos und es bedarf einiger geschickter Strategien, auch den Jungtieren etwas zukommen zu lassen.

Für die Seeumrundung brauchen wir knapp 2 Stunden und als wir wieder bei Ellen und den Mobilen ankommen, ist direkt neben unserem Stellplatz ein Lämmchen geboren worden. Das Jungtier ist noch zu schwach, um der Herde zu folgen und so werden Mutter und Kind auf der Wiese gelassen und wir können in Ruhe das neugeborene Lämmchen bestaunen.

Am Abend kommt unser Nachbar vom Berge zu uns mit einer leeren 5-l Flasche. Sein Diesel ist ausgegangen und er fragt, ob wir ihm aushelfen können. Wir kippen ihm 5 l aus meinem Reservekanister in seine Flasche und er ist glücklich und will uns gleich zu einer Tajine einladen. Doch wir haben gerade gegessen und müssen die Einladung leider ablehnen. Kurz darauf kommen zögerlich 3 Männer von der Seeseite auf uns zu und bitten um Medikamente. Ein Kind, 2 ½ Jahre alt, ist krank, hat Fieber. Während ich fiebersenkende Medikamente raussuche, versucht Ellen auf französisch und mit Zeichensprache zu erklären, dass die Männer zunächst einmal Wadenwickel machen sollen, bevor die Tabletten gegeben werden. Auch von diesen Männern werden wir zum Essen eingeladen. Kurz darauf kommt Mina ( ca. 11 Jahre alt ) mit einem Esel voller Wasserkanister an uns vorbei und auch Mina bittet um Medikamente. Mit Zeichensprache versucht sie uns klarzumachen, dass sie Medikamente für Zahnschmerzen braucht. Es dauert eine ganze Weile, bis wir kapieren, dass die Medikamente für ihre Schwester sein sollen.  Auch Minas Schwester erhält Schmerzmittel und eine Mundspülung. Dankbar laden uns die Mädchen ein, sie in ihr Zuhause auf dem Berg zu begleiten. Neugierig nehmen wir die Einladung an und wir 3 Frauen stapfen den Berg hoch. Vor der Behausung liegen die 2 Kühe und 2 Kälbchen der Familie auf dem Boden. Wir werden von Monas Mutter und dem kleinen Bruder begrüßt und in das einzige Zimmer gebeten. Es ist ein sehr einfacher Raum, die Wände bestehen zum Teil aus Plastiksäcken, auf einem Teil des Fußbodens liegen einfache Teppiche. An der Wand sind ein paar Schlafpolster gestapelt und neben dem Eingang steht ein kleiner Schrank mit einigen wenigen Küchenutensilien. Wir hocken uns in eine Ecke. Draußen wird es langsam finster. Die Mutter weiß wohl nicht so recht etwas mit uns anzufangen und wir wollen sie nicht in Verlegenheit bringen, also schlagen wir vor, dass wir lieber wieder zu unseren Mobilen gehen wollen, bevor es stockfinster wird. Mona und ihr kleiner Bruder begleiten uns noch ein Stück den Berg hinunter.

Sehr betroffen von diesen kärglichen Lebensbedingungen kehren wir zu unseren Mobilen zurück.

 

30.04.2014                                         Tages-km 88

Heute morgen beim Frühstück turnen die Affen wieder im Wald neben unseren Mobilen herum. Inzwischen haben wir uns schlau gemacht. Es sind Berberaffen und es gibt weltweit nur noch ca. 23.000, davon ca. 17.000 in Marokko.

Unser Start klappt leider nur mit Hindernissen. Auf dem feuchten Grasboden graben sich die Reifen von Reiners Mobil tief in den Boden und nur mit Hilfe von 4 Marokkanern, die uns sofort zu Hilfe eilen, als sie unsere Probleme sehen, können wir den Platz verlassen.

Auf Nebenstraßen fahren wir nach Norden. Nach kurzer Zeit stoppt eine Frau unser Mobil. Sie hat Hals- und Kopfschmerzen und bittet um Medikamente. Auch sie bekommt Schmerztabletten. Doch wir sind verwundert, wieso uns so viele Marokkaner für medizinisch kompetent halten. Wir haben kein rotes Kreuz auf dem Mobil!!

Es geht weiter und auf einmal, während der Fahrt, bricht Reiners rechter Außenspiegel ab. Mit einem dicken Ast und vielen Kabelbindern versuchen  wir den Spiegel provisorisch zu befestigen, doch die Konstruktion hält nicht lange und so baut Reiner den Spiegel ganz ab.

Doch es gibt auch Highlights. Bei der Source Oum Rbia legen wir einen Stopp ein und wandern zu dem eindrucksvollen Wasserfall.

2 Mal begegnen wir heute den Globetrotteln Dagmar und Jürgen, bevor wir unseren C-Platz Amazigh in Azrou erreichen. In einem Garten voller Kirschbäume schlagen wir unser Lager auf.

 


 

 Folge dem Traum, der Dich ins Weite führt,

 folge dem Lichtspiel der Sonne,

 folge dem Klang fremder Lieder,

 bis Du ans Tor gelangst:

 WILLKOMMEN in der Welt!

 aus Kirgisien